Verfahren eingestellt, Angeklagte stottert 5000 Euro in Raten ab

Bad Segeberg/Itzstedt. Lutz G., 71, aus Itzstedt suchte per Annonce eine Putzfrau, gibt aber im Prozess vor dem Segeberger Amtsgericht offen zu, dass diese Suche nicht ohne "Hintergedanken" gewesen sei. Seit dem Tod seiner Frau lebte G. allein und hoffte nun, eine neue Lebenspartnerin zu finden.

Im Frühjahr 2011 stellte sich Lieselotte T. aus Bad Segeberg bei dem Witwer vor. Lutz G. gefiel die 72-Jährige; er drängte auf ein Wiedersehen. Schon bei diesem zweiten Treffen offenbarte Lieselotte T., dass sie finanziell ziemlich klamm sei, woraufhin ihr G. Geld lieh - zunächst, um die Strom- und Gasrechnung der Frau zu bezahlen.

Der verliebte Mann zahlte in der Folgezeit für seine Angebetete die Miete, eine Autoreparatur, eine Fahrt nach Dortmund zu ihrer Tochter und anderes. Stets führte T. eine Liste über ihre Schulden, die sich auf insgesamt 8700 Euro anhäuften. Im Juli 2011 nahm Lutz G. die 72-Jährige in einer Dachgeschosswohnung seines Hauses auf, organisierte ihren Umzug und lieh ihr noch einmal 530 Euro für ein Sofa.

Als Lutz G. schließlich aus Enttäuschung, wie er sagt, die Rückzahlung des geliehenen Geldes forderte, hielt ihn die Angeklagte immer wieder hin. Sie habe noch eine Zahlung von der Banc of England zu erwarten, sagte sie unter anderem. Als der Witwer dann selber die von ihm in Auftrag gegebene Carport-Beschattung nicht mehr bezahlen konnte, wurde ihm die Sache zu bunt: Er zeigte Lieselotte T. wegen Betruges an, ausgezogen aus seinem Haus war sie bereits Ende 2011. Nun gab es ein Wiedersehen vor Gericht.

Sie habe G. stets gesagt, dass sie arm sei. Ihre Rente hatte sich die Segebergerin auszahlen lassen und in den Kauf eines Hauses gesteckt, das sie verlor, weil ihr damaliger Lebensgefährte mit seiner Firma pleiteging. Von der jetzigen Lebensgefährtin ihres Ex-Partners habe sie eine Zahlung aus der Schweiz erwartet. Diese Behauptung belegt die Angeklagte mit einer SMS auf ihrem Handy, in der die besagte Dame mitteilt, die Gelder seien noch nicht freigegeben.

Staatsanwältin liest der Angeklagten ganz gehörig die Leviten

Im Verlauf des Prozesses ist dann noch die Rede von Schmuck der Angeklagten, den sie ihren Kindern übergeben habe. Als sich dann auch noch herausstellt, dass die Frau nach wie vor mit einem BMW durch die Gegend fährt, den sie aber einer Bekannten verpfändet hat, reicht es der Staatsanwältin. Sie liest der Angeklagten gehörig die Leviten: Wenn man kein Geld habe, könne man eben nicht Auto fahren und brauche auch kein neues Sofa. Richterin Sabine Roggendorf möchte, dass Lutz G. 5000 Euro, die die Angeklagte ihm noch schuldet, zurückerhält. Dafür soll die Angeklagte ihr Auto verkaufen.

Das Verfahren gegen die bisher nicht vorbestrafte Segebergerin wird vorläufig eingestellt - mit der Maßgabe, dass sie innerhalb von drei Wochen 1000 Euro an den Angeklagten zahlt. Weitere 4000 Euro soll sie in Raten abstottern. Sollte das nicht geschehen, wird der Prozess fortgesetzt.