Erster Spatenstich: In Tangstedt-Wilstedt entsteht auf 100 Hektar Pachtland Norddeutschlands erster “members only“-Golfplatz.

Tangstedt. Kühl und regnerisch ist es, dichte Nebelschwaden ziehen über das Land hinweg. Auf einem von Schaufelbaggern umgepflügten Stück Wiese am Ende der Stichstraße Bäckerbarg steht Barry Rookledge, 50, und schaut in die Runde. Neben ihm Ehefrau Janinna in hohen Gummistiefeln, einen bunten Blumenstrauß unter dem Arm. Die Sicht beträgt kaum hundert Meter. "Acht Jahre Stress liegen hinter uns, jetzt geht es endlich los", verkündet der gebürtige Brite aus Ammersbek und sticht symbolisch einen Spaten in die klebrige Erde. Freunde, Bekannte und Clubmitglieder applaudieren und prosten sich zu.

Das Ehepaar Rookledge, auch Inhaber der Golfplätze in Sülfeld (seit 1998) und Siek/Ahrensburg (2006), errichtet bis Ende 2013 im Tangstedter Ortsteil Wilstedt auf 100 Hektar Pachtland Norddeutschlands erste "members only"-Anlage mit 18 Löchern.

Beim Golfclub Hamburg-Oberalster ist Exklusivität angesagt, maximal 800 Mitglieder nimmt der Club auf. Sie verpflichten sich für die Dauer von zehn Jahren und zahlen eine Aufnahmegebühr von 9000 Euro sowie eine Jahresgebühr von 2400 Euro. So finanzieren die Golf Management Hamburg-Oberalster GmbH & Co. KG, hinter der das Ehepaar Rookledge und ein weiterer Investor stehen, die Anschub-Investition von neun Millionen Euro.

"Alleine hätten wir das teure Unternehmen nicht wuppen können", sagt Janinna Rookledge. "Ein Freund, den wir seit fünfzehn Jahren kennen und der selber Golfspieler ist, hat uns auf der Suche nach einem finanzstarken Geschäftsmann seine Unterstützung angeboten. Wir sind 50:50-Partner."

20 Eigentümer haben ihr Land für 40 Jahre an die Betreiber verpachtet

"Als Gegenpol zum Golf als Volkssport setzen wir auf Exklusivität", sagt Barry Rookledge. "Wir gewährleisten, dass unsere Mitglieder immer dann Golfen können, wenn sie es möchten, ohne durch Greenfee-Spieler oder Fremdturniere aufgehalten zu werden."

Etwas abseits vom Trubel stehen die Ehepaare Wullweber und Körner. Sie gehören zu den 20 Landeigentümer-Familien, die ihre Felder, Wiesen und Knicks für 40 Jahre an die neuen Betreiber verpachtet haben. "Ich bin kein Golfspieler und will auch keiner mehr werden", sagt Landwirt Jürgen Wullweber aus Wilstedt. Er hat 90 Kühe im Stall, ist außerdem Jäger und erlegt, falls es erforderlich wird, Hasen, Wildschweine und Rehe.

Mehrere Jahre hat es gedauert, ehe die Landbesitzer, darunter Gemeindewehrführer Rudolf Körner, ihre Unterschrift unter den Pachtvertrag mit den Golfern setzten.

Mitte dieser Woche rücken nun in Wilstedt die Bagger an. Sie legen auf zwölf Kilometern Leitungen für aufwendige Beregnungsanlagen, sie planen Teichanlagen und legen Drainagen. Ihr Chef ist Marco Jöhnk, 38, Geschäftsführer bei GPS Golfplatzbau in Schacht-Audorf. Der ehemalige Bauleiter hat sich im Jahr 2007 selbstständig gemacht und ist Experte auf dem Gebiet des Golfplatzbaus. "Wir gewährleisten eine perfekte Modulation", sagt Jöhnk. "Mit Hilfe der GPS Technologie setzen wir das Design des Architekten genau um." Für das Aussehen des weitläufigen Golfareals am Oberlauf der Alster ist der bekannte Golfplatzarchitekt David Krause verantwortlich, um den sportlichen Ablauf kümmert sich Head-Pro Michael Stewart.

Die Jöhnk GmbH & Co. KG ist auch international aktiv. "Wir haben Kunden in Österreich, Litauen, auf dem Balkan und sogar in England", sagt Marco Jöhnk. "Gerade haben wir in der Nähe von London einen 104 Jahre alten Golfplatz renoviert. Wer dort Mitglied werden möchte, muss eine Aufnahmegebühr von mehr als einer Million Euro bezahlen."

Der Golfclub Hamburg-Oberalster nimmt nur 800 Mitglieder auf

Janinna Rookledge, begleitet von ihren golfbegeisterten Töchtern Jillian, 16, und Joeline, 8, bittet zum gemütlichen Teil. Auf kleinen Tischen stehen selbst gebackene Butter- und Rhabarber-Erdbeer-Streuselkuchen. Zum Aufwärmen gibt es das neue Modegetränk Hugo sowie Prosecco mit Pfirsich-Likör und Aporol Spritz, dazu werden Häppchen mit saftigem Roastbeefbraten und feiner Remoulade, Gürkchen und Salatdeko, Prager Schinken sowie kleine Pralinés zum Dessert gereicht.

Die Stimmung ist aufgeräumt. "Niemand stört mich, ich kann hier künftig ohne Zeitlimit Golf spielen", sagt Richard Röhrich. Der Besitzer des Restaurants La Fayette in Hamburg ist eines von bisher 22 Mitgliedern beim GC Hamburg-Oberalster. 778 Mitglieder fehlen noch, um das Maximum auszuschöpfen.