Wer - wie ich - den Begriff "Fracking" auf den ersten Blick als harmlosen Dresscode für die gehobene Abendveranstaltung einschätzt, wundert sich, wenn demnächst zwischen Barmstedt und Kaltenkirchen die Gasmaske zum unverzichtbaren Accessoire wird. Tatsächlich bezeichnet "Fracking" eine umstrittene Methode der Erdgasgewinnung: Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird unter Hochdruck in den Untergrund gepresst, bricht tiefliegende Gesteinsformationen auf und zapft so die dort verborgenen Gasreserven an. Im Klartext: Man stopft viel hinein, um noch ein wenig heraus zu quetschen. Irgendwie erinnert dieses Prinzip fatal an die HSH Nordbank. Das kann kein Zufall sein.

Die Führungsgremien der kanadischen Firma, die die Erdgassuche mittels Fracking im Kreis Segeberg beantragt hat, haben sich ausgerechnet unsere Region nicht grundlos für ihre brachiale Explorationsmethode ausgesucht. Erst als ihre Scouts berichteten, es gäbe hier eine Bank, deren offensichtliche Pleite mittels Steuergeldern in Milliardenhöhe verzögert wird, damit der Ex-Chef Dirk Jens Nonnenmacher noch fristgerecht seine 4-Millionen-Euro-Abfindung behalten darf, pinnten die Kanadier eine Stecknadel in den nördlichen Bereich ihrer Deutschlandkarte und jubelten: "Yes - we can!"

Nonnenmacher, der Erfinder des Finanzfracking, hat also auch hier wieder Schuld. Nicht weiter tragisch, weil sein Ruf sowieso ruiniert ist. Vor allem nicht schlimm, weil die Abfindung stimmt. Das können andere Fracking-Opfer nicht von sich behaupten. Fracking ist nämlich mittlerweile längst überall und betrifft, beispielsweise in der Spielart des Arbeitnehmerfracking (endet meist im Burn-out-Syndrom), weite Teile der Bevölkerung. Demnächst also auch in der Gasförderungsvariante im Kreis Segeberg?

Angeblich verhindert das seit 1982 geltende Bundesberggesetz (BBergG) die Entscheidungsbeteiligung von Kreis und Kommunen. Da späht der Holsteiner staunend von Küste zu Küste und fragt sich: Welche Berge? Klarer Fall von Paragraphenfracking - wenn man ein Gesetz lange genug quetscht, passt es schon irgendwie.

Dabei liegt die ultimative Methode, endlich alle Rohstoffe dieser Erde komplett auszubeuten, doch auf der Hand. Planet am Äquator halbieren, beide Hälften nacheinander auf eine entsprechend große Saftpresse legen und zudrücken.

Was zurück bleibt, ist Sondermüll.