Segeberger “Kellerkind“-Skandal: Jugendhilfeausschuss berät heute über Konsequenzen

Bad Segeberg. Der "Kellerkind"-Skandal um einen verwahrlosten Dreijährigen, die Probleme in der Segeberger Jugendhilfe und das geschwärzte, durch Indiskretion veröffentlichte Expertengutachten wurden bereits hinlänglich diskutiert. Jetzt sind die Kreispolitiker jedoch am Zuge bei ihrer eigentlichen Aufgabe und müssen die nötigen Reformen einleiten.

In den vergangenen Wochen haben die Mitarbeiter des Jugendamtes ein Papier mit sieben "Bausteinen" erarbeitet. Diese zielen auf die notwendigen Maßnahmen ab, die teils schon 2011, teils aber direkt als Antwort auf den Kinderschutzfall initiiert worden sind.

Klar ist unter anderem, dass der Personalbedarf noch einmal höher sein wird als erwartet. Steigende Fallzahlen, Überlastungen bei Allgemeinen Sozialen Dienst, erweiterte gesetzliche Anforderungen und dazu die Vorkommnisse im Segeberger Bussardweg haben allen Verantwortlichen vor Augen geführt, dass der Status quo nicht genügt.

Für die im Stellenplan 2012 vorgesehen 5,5 neuen Vollzeitstellen sind zwar mittlerweile geeignete Kräfte gefunden, doch nach Wunsch des Jugendamtes sollen im nächsten Jahr sogar 13,1 weitere Vollzeitstellen geschaffen werden. Die zusätzlichen Personalkosten würden rund 705 000 Euro betragen. Gerd-Rainer Busch, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, schränkt jedoch ein: "Die Forderungen werden wir nicht sofort umsetzen können. Der Arbeitsmarkt gibt eine solche Zahl an Fachkräften nicht her."

Ähnlich sieht es Manfred Stankat, im Jugendamt Leiter des Fachbereichs Kinder- und Jugendhilfe. "Es wird nicht von heute auf morgen gehen. Das Feld der Sozialarbeit ist sehr heterogen. Da gibt es auch die Behindertenhilfe, psychosomatische Einrichtungen oder Sozialpädagogen an Schulen." Positiv sei allerdings, dass der Kreis Segeberg durchaus ein attraktiver Arbeitsplatz ist. "Wir haben verschiedene Initiativbewerbungen bekommen, die auf die Krisensituation geantwortet haben."

Unmittelbar sei sowieso wichtiger, die vorhandenen Fachkräfte durch gezielte Fortbildung und Qualifizierung fit zu machen für die sogenannten "hochresistenten" Fälle. Die entsprechenden Veranstaltungen sollen noch in diesem Jahr beginnen. Kostenpunkt: knapp 40 000 Euro. Insgesamt wird das Volumen aller Maßnahmen wohl im siebenstelligen Bereich liegen.

Der Jugendhilfeausschuss wird heute über die "Bausteine" beraten und abstimmen (16 Uhr, Kreistag, Sitzungssaal), ehe die Vorlagen im Hauptausschuss und dann im Kreistag behandelt werden. Letzterer wird Ende des Jahres den Haushalt für 2013 beschließen. Trotz eines Fehlbetrages im laufenden Jahr soll dann auch der Etat für die Jugendhilfe merklich erhöht werden.

Diskussionen sind programmiert. "Ich bin zu sehr Realist, als dass ich annehme, dass alles geräuschlos durchgehen wird", so Manfred Stankat. "Jetzt muss sich die Politik ihrer Verantwortung bewusst werden."