In einer Retrospektive sind ab heute Bilder von Gerta Stüdemann in der Rathaus-Galerie zu sehen

Norderstedt. Manchmal weiß Gerta Stüdemann selbst nicht so recht, was sich in ihre Bilder schleicht. Beispielsweise ins Werk "Lido", in dem schemenhaft das Heck einer Gondel erscheint. "Das habe ich nicht gesehen", sagt Gerta Stüdemann. Das Bild entsteht also doch im Auge des Betrachters?

"Darauf habe ich keinen Einfluss mehr", sagt die Norderstedter Malerin und Grafikerin. In einer Retrospektive in der Galerie im Norderstedter Rathaus sind jetzt Malerei und Zeichnungen von Gerta Stüdemann zu sehen. Heute um 18 Uhr beginnt die Vernissage. Die Schau ist ebenso schlüssig konzipiert wie die meisten ihrer Werke.

Die Schau ist auch eine Wüsten-Wanderung. Von der Skizze bis zum Ölbild spiegelt Stüdemann die unglaublichen Farben und Formen der Wüste wider, formt die natürlichen Motive zu ungegenständlichen Farbfeldern, die ihren landschaftlichen Ursprung indes nicht verleugnen.

Ende der 80er-Jahre widmete sie sich der gestischen Malerei, übersetzte ihre Körpersprache in Farben, zu sehen in "Rücken". Das ursprüngliche, immer gegenständliche Motiv schimmert stets durch die Farbschichten durch. In der Zeit ließ sie alle Formalien der künstlerischen Gestaltung hinter sich. "Wer sie verinnerlicht hat, nutzt sie instinktiv als Fundament seiner Malerei", sagt Stüdemann. "Übergang" ist so ein Sujet, in dem sie einen Verlauf von einer helleren oberen Fläche zum unteren dunklen Bilddrittel gestaltete, wobei der helle Teil mit vertikal fransenden Farblinien betont ist.

"Alt werden ist nicht schön, hat aber den Vorteil, dass man einen riesigen Berg an Bildern in sich hat", sagt die 1939 in Oldenburg in Niedersachsen geborene Malerin. Mittlerweile kann sie auch geduldig darauf warten, dass diese Bilder in ihren Kopf kommen. Manchmal geht es auch umgekehrt. Dann ist das Bild schon gemalt, und erst bei der Titel-Suche melden sich die Bilder der Vergangenheit, beispielsweise in "Altwasser". Auch eine Installation aus Styroporplatten ist zu sehen. "Zugriff ist gestattet", fordert Stüdemann zum Mitmachen auf.

In "29.10.2011, 18 Uhr" und "29.10.2011, 20 Uhr" zeigt Stüdemann einen Sonnenuntergang auf Sylt und die nachtblaue Einsamkeit am Strand. Gleich daneben leuchtet das "Idol", eine Figur, die wie ein Engel aus einem dunklen Nichts erscheint.

Zu sehen ist die Stüdemann-Retrospektive bis 29. November, montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, mittwochs und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.