Beim Norderstedter Bestatter Wulff wird viel gelacht

Norderstedt. Der eine nörgelt übers Toastbrot, die andere fordert Kaffee, der dritte will Bingo spielen - und die Küche hat mal wieder nicht an den Malventee für Zimmer 212 gedacht. Dort wohnt Herr Meyer, und er atmet noch. Aber nicht mehr lange. Sein Ableben nehmen die anderen gelassen, schließlich leben sie im Altenheim, und auf dieser letzten Lebensstation wird nun mal gestorben.

"Kreuzfahrt in den Sonnenuntergang des Lebens" heißt die Komödie von Helge Martens, und auch der Autor hat mit dem Tod zu tun, er ist Pastor. Dass das Stück ausgerechnet dort aufgeführt wird, wo die Hauptpersonen schon im Jenseits sind, macht die Sache richtig rund.

Sönke und Ehefrau Anke Wulff vom Norderstedter Bestattungsunternehmen Wulff & Sohn nahmen die Komödie in die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages des Instituts an der Segeberger Chaussee 56 auf. Die Premiere in der Aussegnungshalle war zugleich der Festakt zum Jubiläum. Mit dabei unter anderem Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme.

Geschickt hat Regisseurin Benita Brunnert die Wulff-Mitarbeiter in das Spiel integriert. Anke und Sönke Wulff spielen ein Ehepaar, das für die Mutter eine Bleibe sucht. Sargträger Michael Küster und Hans-Jürgen Scholz spielen sich selbst, Bestatterin Laura Mähler kommt als exaltierte Enkelin Heidi, um mit ihrem Großvater tanzen zu gehen. Was für den allerdings nicht ohne Folgen bleibt.

Wulff-Mitarbeiterin Britta Wiek ist Anna Nachtigall, die als erste eines Quartetts auf einem der vielen Höhepunkte ihres männerreichen Lebens einen wundervollen Tod stirbt, und Bestatter Niels Krüger gibt einen knarzenden Heimbewohner Gustav.

Für eine Überraschung sorgt Bernd Closius als Konrad Balzer, bühnenfremd auch er. Doch wie er seine Verfressenheit spielt, seine gierige Mimik und raffige Gestik - der Mann ist ein Komödiant.

Den gibt auch Lars Siewert vom NAT als genervter Pfleger Frank, während Christiane Windberg als Schwester Christa bekannt dröge auftritt. Alexander Hiller kommt als überdrehter Zivi, Marina Mello mimt die distinguierte Gräfin, Jochen Skoppek einen undurchsichtigen Heimleiter. Für die alles erleuchtende Schlussrolle hat sich Regisseurin Brunnert, die als Kommissarin (zu) viele Klischees bedient, Herbert Paschen ausgesucht, und der ehemalige Stadtvertreter sorgt nach dem Motto "Einer stirbt zuletzt" endlich für Gänsehaut-Feeling.

Noch zu sehen von Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. November, jeweils 20 Uhr, Sonnabend auch um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird unter der Telefonnummer 040/529 61 73 gebeten.