Heidi Mahler und Axel Stosberg begeisterten im Kulturwerk mit einer inhaltsstarken Komödie

Norderstedt. "Welch eine Eleganz", "Welch ein tolles Spiel", "Und sie sind hier im Kulturwerk so gut zu verstehen!" Das Publikum war ganz hingerissen von Heidi Mahler und Axel Stosberg in der Komödie "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" im Kulturwerk am See in Norderstedt. Die große Dame des Hamburger Ohnsorg-Theaters und der Sänger und Schauspieler ("Großstadtrevier", Ohnsorg-Theater) erhielten bereits in der Pause viel Lob. Auch das Kulturwerk am See, seit März im Norderstedter Spielbetrieb, wurde vom Abo-Publikum wieder sehr gut angenommen.

Mahler und Stosberg tanzen als Lilly Harrison, Witwe eines Baptisten-Predigers, und erfolgloser Tanzlehrer voller Stil und Eleganz über die Bühne. Mit den Tanzstunden entwickeln sie ihr Leben und legen voreinander ihre Seelen bloß. Das machen beide schonungslos, doch immer mit Haltung. Die geschliffenen Dialoge des Komödien-Autors Richard Alfieri, übersetzt von John Gumbrecht, bringen sie pointiert und klar. "In seinem Eifer, die Gebote Gottes bis ins Letzte zu befolgen, verlor er irgendwann seine Menschlichkeit", sagt Heidi Mahler als Lilly über ihren Baptisten-Prediger-Ehemann. Das kommt nicht zornerfüllt, sondern lakonisch, sogar leicht verwundert. Denn erst nach seinem Tod konnte Lilly wieder frei atmen: "Unsere Beziehung hat sich verbessert. Seit er tot ist."

Das Spiel Heidi Mahlers ist dicht gewebt. Besonders berührt sie in ihrer Erzählung über den Tod der Tochter. Lilly folgte nicht ihrem Herzen und half der Tochter, sondern befolgt den Befehl ihres Mannes, nicht über die uneheliche Schwangerschaft der Tochter zu reden. Das macht Mahler eindringlich, leise - und gerade deshalb so intensiv.

Axel Stosberg ist ihr Pendant. Doch er ist ebenso wenig der lustige Tanzvogel wie die Komödie eine Lachnummer ist. Stosberg schält sukzessive den zerrissenen Charakter eines Mannes heraus, der als Schwuler in der Gesellschaft nicht ankommt und obendrein von seinen Liebhabern verraten wird. Das macht er mit leisem Sarkasmus und trotzdem sehr charmant.