Die Stadt Norderstedt hat jüngst die Nachbildung einiger historischer Grenzsteine gesponsert. Aufgestellt wurden die mit dem Wappen des Dänenkönigs Christian VII verzierten Repliken durch die Gruppe selbst ernannter "Steinläuse" um den Hobby-Historiker Joachim Grabbe. Was zunächst nur als charmante Reminiszenz an unsere regionale deutsch-dänische Vergangenheit erscheinen mag, entpuppt sich auf den zweiten Blick als zukunftsweisende Maßnahme mit Gewinnpotenzial. Wo Straßenmautgebühren und Umweltplakettenerlöse zur Verteilung kommen, kann man gar nicht deutlich genug seinen Claim abstecken. Vielleicht wäre dann auch bald wieder der ein oder andere Schlagbaum drin, vor dem sich von Durchreisenden Wegeszoll abpressen ließe. Da geraten Stadtkämmerer ins Träumen. Vor allem der des chronisch klammen Städtchens Bad Bramstedt, der sich bei der Aufnahme eines Millionenkredites in Schweizer Franken verspekuliert hat. Allerdings ließe sich eine gebührenpflichtige Zollschranke auf dem Bramstedter Bleeck über die gerade erst fertiggestellte Umgehungsstraße elegant umfahren - leider dumm gelaufen.

Vielleicht hätte man sich in Bad Bramstedt lieber dänische Kronen leihen sollen, eine der ehrlichsten Währungen weltweit. Da sind die 25-Öre-Münzen sogar schon von Haus aus durchlöchert. Das stimmt demütig und mahnt zur Sparsamkeit. Möglicherweise verfolgen die Grenzstein-Sympathisanten sogar den Plan, der Eurokrise zu entgehen, indem wir demnächst in Schleswig-Holstein auf dänische Währung umsteigen. Und dabei muss es nicht bleiben, Dänemark hat einiges zu bieten. Wir hätten endlich wieder ein Könighaus mit Hofberichterstattung. Unsere Metalldiebe dürften vielleicht auch mal die Kleine Meerjungfrau einschmelzen, anstatt immer bloß bei der AKN Schienen abzumontieren. Wir frühstückten knallrote Pölser, äßen zu Mittag Smörrebrod und bräuchten dann abends nur noch ein mit Jubiläums-Aquavit heruntergegurgeltes Spunk-Lakritz. Unsere Schriftvokale würden entweder per Querstrich guillotiniert ("Møin Møin") oder würfen putzige Blåsen.

Wahrscheinlich wird uns der Spaß aber verdorben, sobald man in Berlin spitz kriegt, dass in Schleswig-Holstein meerumschlungen die Republik nicht aus Ost oder West unterwandert wird, sondern von Norden. Anstatt hierzulande gepflegt Urlaub zu machen, marschieren die Preußen in so einem Fall ungebremst durch bis zu den Düppeler Schanzen.

Dann doch lieber Schweizer Franken leihen.