Ein Morgen im November lädt mich zum Träumen über meine Kirche ein. Es ist ein schöner Traum, der mich morgens beim Aufgehen der Sonne über dem Wasser im Stadtpark überraschte. Ich stellte mir vor, dass Kirche Lebensraum ist, sein möchte. Ich sehe ein Haus mit verschiedenen Etagen, in dem die verschiedenen Generationen unter dem großen Dach wohnen. Viele Menschen finden hier einen Raum, der sie zum gemeinsamen Gespräch einlädt. Sie helfen und trösten einander und können miteinander lachen in dem von außen eher unscheinbaren Gebäude.

Es ist wunderbar zu beobachten, wie sich Jung und Alt geradezu spielerisch ergänzen. Aus der Ferne beobachte ich die Menschen wie durch einen Schleier. Schön zu sehen, dass sie miteinander reden und nicht übereinander. Diese Menschen haben sich im Blick, nicht nur an den warmen und hellen Tagen. Ich gehe ein wenig näher an diese Kirche heran und höre, dass sich die Menschen darin gegenseitig die Frage stellen: "Wie geht es Dir?", diese so wichtige Frage. Ich hörte sogar die Frage: "Wo ist denn Herr Liebezeit? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen."

Plötzlich gingen um mich herum die Bewegungslampen an, die am Wegesrand in unserem Stadtpark stehen. Ein Jogger machte seine morgendliche Runde, und ich war für den Moment traurig, dass alles so still um mich ist und das Bild dieser gerade noch so lebendigen Kirche auf der Wasseroberfläche des Sees davon glitt.

Es war mehr als ein Traum. Ein Wunsch von Fulbert Steffensky fiel mir auf dem Rückweg ein, den er sich für seine Kirche wünscht: "Ich wünsche mir eine Kirche, die ihre Türen weit geöffnet hat. Es soll jeder eintreten können. Es soll jeder so lange bleiben können, sich die Geschichten und Lieder ausleihen können, wie er will."

Ja, sicher ist diese Kirche auch ein Lebensraum, in dem sich Menschen verletzlich zeigen und sogar einander verletzen.

Ich wünsche mir, dass sie wissen, dass sie gebraucht werden und etwas wert sind, jede und jeder Einzelne.

Antje M. Mell ist Pastorin der Kirchengemeinde Harksheide