Wir zeigen die Schau “Die Geduld des Papiers“ in der Flur-Galerie

Norderstedt. "Papier lässt viel mit sich anstellen", sagt Annemarie Frormann. Die Norderstedter Künstlerin zeigt in der Flur-Galerie des Hamburger Abendblatts, Regionalausgabe Norderstedt, was sie mit Papier alles anstellt. Vor allem hat sie sich mit der Themenwahl ihrer Ausstellung "Die Geduld des Papiers" genau auf den Ausstellungsort, die Zeitungsredaktion, eingelassen. Diese konzeptionell durchdachte Art, Ausstellungen zu machen, hatte sie schon mit der Bilderschau "Nahtstelle" im European Surgical Institute gezeigt, dem Ärzteausbildungszentrum von Johnson & Johnson in Norderstedt.

Werbebroschüren, Zeitungen und Zeitschriften scheinen eine hohe Anziehungskraft auf Annemarie Frormann auszuüben. Sie verfremdet sie, konterkariert ihre Werbebotschaften, indem sie mit schwarzem Stift die Konturen von wie verloren wirkenden Figuren über die bunte Werbewelt zeichnet ("More and more", "Home sweet home" und "Tapetenwechsel"). "Es warten noch einige Kataloge darauf, von mir bearbeitet zu werden", sagt Frormann.

Über die Kinder- und Sachbuch-Seite der Wochenzeitung "Die Zeit" druckte Frormann einen Holzschnitt mit einem Mutter-Kind-Porträt, einer Pietà. Vor allem die Kleinanzeigen mit oft markanten Überschriften locken die Künstlerin, die Sprüche auszuschneiden, auszureißen, in Collagen neu zu arrangieren und damit einen neuen, meist satirischen Sinn herzustellen. "Wanted", "Es ist nie zu früh" und "Paradiesischer Preis" sind solche Arbeiten, Collagen, die sie oft rigoros übermalte. "Ich glaube auch nicht daran, dass Computer und Internet das bedruckte Papier verdrängen, im Gegenteil, es wird mehr Papier verbraucht als je zuvor" sagt Frormann. Heute würden Nachrichten und Bilder in immer kürzerer Zeit transportiert, sie würden für kurze Momente Aufmerksamkeit erregen. "Umso wichtiger erscheint es mir, dass die Printmedien die Entwicklungen in Kultur, Gesellschaft und Politik reflektieren, damit man die Artikel in Ruhe lesen und darüber nachdenken kann", sagt Frormann.

Zum Nachdenken regen auch ihre Exponate in der Flur-Galerie an, beispielsweise das Sujet "Botschaft aus dem Off", in das sie Chiffren auf himmelblauem Grund setzte.

Die Ausstellung "Die Geduld des Papiers" ist bis zum 4. Januar, montags bis freitags von 12 bis 17 Uhr, in der Flur-Galerie des Hamburger Abendblatts, Regionalausgabe Norderstedt, Rathausallee 64-66, zu sehen.