Der Rechtswissenschaftler Reinhard Wiesner diskutiert mit Norderstedtern bei einer Fachtagung im Plenarsaal des Rathauses

Norderstedt. Fälle, wie der des kleinen Jungen in Bad Segeberg, der von seinen Eltern in einem schmutzigen Kelleraum gesperrt wurde, machen deutlich, wie nötig ein wirksames Kinderschutzgesetz und seine konsequente Anwendung sind. Einer, der die Bundesgesetzgebung über vier Jahrzehnte mitgestaltete und wie kein anderer kennt, ist Professor Reinhard Wiesner. Am Donnerstag, 1. November, zwischen 9.30 und 13.30 Uhr, ist Wiesner Gast einer Tagung zum Bundeskinderschutzgesetz, das seit dem 1. Januar 2012 in Kraft ist.

Wiesner gilt als der "Vater" des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. 1974 ging der Rechtswissenschaftler nach Bonn in das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit (BMJFG) und wurde 1985 Leiter des Referats Rechtsfragen der Kinder- und Jugendhilfe im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), ab 1989 im Rang eines Ministerialrats. Diese Position hielt er bis zu seiner Pension 2010 inne. Als Verwaltungsjurist und zuständiger Referatsleiter im Jugend- und Familienministerium gab Wiesner auch dem am 1. Januar 2012 in Kraft getretenen Bundeskinderschutzgesetz ein Herz.

Bei der Norderstedter Tagung, zu der die Bildungswerke Norderstedt in den Plenarsaal des Rathauses laden, wird Professor Wiesner zu den zahlreichen Änderungen des aktuellen Kinderschutzgesetzes sprechen und die Teilnehmer mit den wichtigsten Eckpunkten des Gesetzes vertraut machen. Die Norderstedter Sozialdezernentin Anette Reinders wird die Tagung moderieren.

Drastische Fälle von Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung haben dafür gesorgt, dass die Rechtsgrundlage für den Schutz von Kindern in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Inhaltlich greift das Gesetz nicht nur die Diskussion am runden Tisch "Sexueller Missbrauch" auf, sondern wendet sich auch stärker der Prävention zu. Außerdem spielt die Qualifizierung des Schutzauftrags des Jugendamtes eine Rolle.

Die Tagung ist für Fachleute ebenso geeignet wie für interessierte Laien. "Wir werden nach dem Vortrag von Professor Wiesner in kleinen Gruppen Aspekte diskutieren und Fragen zum Thema sammeln. Abschließend sollen diese Fragen im Plenum mit Wiesner noch einmal diskutiert werden", sagt der Leiter der Volkshochschule, Klaus Bostelmann. Anmeldungen zur Tagung sind unter der Telefonnummer 040/535 95 900 möglich, oder per E-Mail an info@vhs-norderstedt.de (Kurs 11312) Die Kosten betragen 48 Euro pro Person.