Für das Lustspiel “Leonce und Lena“ von Georg Büchner gab es im Kulturwerk viel Beifall

Norderstedt. Was hätte Georg Büchner noch alles geschrieben, wenn er nicht als 23-Jähriger an Typhus gestorben wäre? Diese Frage stellte Regisseur und Schauspieler Thomas Stroux, als er vor der Bühne des Kulturwerks am See eine Einführung in Büchners "Leonce und Lena" gab.

Das Lustspiel um die Liebe macht Lust aufs Spielen, aber im Grunde ist es so lustig nicht, so Stroux. Seien damals die Könige völlig von der Basis abgehoben, seien es heute die Politiker.

Büchner hat mit dem Stück auch erstmals das Publikum direkt ins Spiel einbezogen und angesprochen. Im Kulturwerk durfte die erste Reihe Fähnchen des Königreichs Popo schwenken und "Vivat" rufen. Auf den Scherz "Vi wat denn?" eines Zuschauers gab's auch prompt Antwort: "Sehen Sie, wie die Intelligenz gestiegen ist?"

Stroux fügte auch Gedichte von Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe und anderen Dichtern ins Stück, dazu Musik von Felix Mendelssohn, Franz Schubert und Robert Schumann, um die künstlerisch fruchtbare Zeit Büchners in den 1820er- bis 1840er-Jahren zu spiegeln.

Nicht nur Stroux' Regie überzeugt, auch sein Spiel als König Peter von Popo - er zeigt seine ganze komödiantische Bandbreite von Angst über Schnurzigkeit bis zur Verzweiflung.

Auch sein Team hat er sorgfältig ausgesucht. Christoph Arnold als Prinz Leonce wechselt vom fröhlichen Faulenzer über den gequälten Melancholiker zum Zyniker und liebeskranken Sänger, der sich ins Wasser stürzen will.

Ivanka Brekalo ist Lena, und sie begeistert bereits als beleidigte Tänzerin Rosetta. Vor drei Jahren noch ein Zimmermädchen in der Daily Soap "Sturm der Liebe", zeigt sie Vielfalt im Spiel und eine gute Sprechkultur, sonst bei Daily-Soap-Spielern eine Rarität. Petra Liederer ist ein trefflicher Narr Valerio, gleichwohl sie ihrem Spiel mehr Witz und Frechheit aufsetzen und ihre Sprache pointierter bringen könnte.

Thomas Stroux lobte das Kulturwerk in Norderstedt als neue Spielstätte: "Ein wunderbares Haus, wir freuen uns, hier spielen zu dürfen." Durch die Platzierung der Sitzreihen ist das Theatererlebnis - wie einst im Festsaal am Falkenberg - intensiver als in der "TriBühne", was besonders komödiantischen Stücken wie "Leonce und Lena" zugutekommt.