Die Plattdütsche Bühn' Tangstedt spielt “Moral in Müggenhusen“ noch an den Oktober-Wochenenden im Alten Heidkrug in Kayhude

Tangstedt. Was für ein Spaß! Was für eine böse Komödie! Den Amateurschauspielern der Plattdütschen Bühn' Tangstedt gelingt es mit "Moral in Müggenhusen" von Jens Exler, allen Moralaposteln in Gemeinde- und anderen -räten den Spiegel vorzuhalten. Und das auf sehr vergnügliche Weise. Das Publikum im Saal des Alten Heidkrugs in Kayhude war bei der Premiere hellauf begeistert.

Regisseur Georg Sellhorn, seit 25 Jahren Motor der niederdeutschen Bühne, hat ganze Arbeit geleistet. Das Zusammenspiel läuft wie am Schnürchen, der Text haperte in der Premiere zwar, doch das machten alle Mitspieler durch ihr leidenschaftliches und direktes Spiel rasch vergessen. Sellhorn baute mit einigen Textausflügen auch Lokalkolorit in das Exler-Stück. Ehefrau Angelika Sellhorn staffiert als Kostümbildnerin alle Spieler im schrillen Stil der 70er-Jahre aus.

Georg Sellhorn steht mit Burkhard Kelting auch als Gemeindevertreter Harm in den selbst gebauten Kulissen, an seiner Seite Marga Redelin als Selma, auch sie feiert ihren 25. Bühnengeburtstag (wir berichteten). Sellhorn zeichnet den Gemeindevertreter Harm mit seiner beredten Mimik als Schlitzohr und Wendehals.

Marga Redelin zieht wie ihre Mitspielerinnen Maren Poggensee und Roswitha Wegner vorzüglich alle Register von beleidigter Ehefrau mit Flunsch und Wutausbrüchen, Heulsuse bis zur selbstbewussten, frisch gestylten Dame. Roswitha Wegner, Tangstedter Gemeindevertreterin, könnte noch mehr Profil zeigen und zickiger spielen, vor allem, als die Männer ihren Ehefrauen nach deren Verjüngungskur hinterher gockeln statt wieder in den Dorfpuff zu laufen.

Ihr Bühnen-Ehemann Wolfgang Muschter als Schorsch, Bürgermeister und Gastwirt, gibt so recht von Herzen den selbstherrlichen Dorfchef. Bei dem Schauspieltalent hat es Muschter denn auch gar nicht nötig, derart manieriert zu sprechen und immer stärker zu chargieren.

Ein Gewinn ist Henning Zabel als Bürgermeistersohn Fred. Das macht er aufmüpfig und natürlich. Seine Angebetete ist Silke Nehrlich, die eine entzückende, aber auch zupackende Lehrerin gibt. Eher brav gibt Raymund Haesler, auch Tangstedts stellvertretender Bürgermeister, den Hegeringsleiter Jonny. Da darf er noch drauflegen.

Die Krönung indes ist Annegret Bosson als Anni Rehbein. Mit Wonne spielt sie die alte Jungfer, stiftet Unfrieden, verteidigt Sitte und Anstand. Ihre Entrüstung über die Unmoral in Müggenhusen ist sogar in ihren Trippelschritten ablesbar.

Weitere Aufführungen: Freitag und Sonnabend, 12. und 13., 19.30 Uhr; Sonntag, 14., 16 Uhr; 19., 20. und 26., 19.30 Uhr; 27. und 28. Oktober, 16 Uhr.