Eine Glosse von Andreas Burgmayer

(Zunächst eine Entschuldigung in eigener Sache: Gestern druckten wir an dieser Stelle bereits zum zweiten Mal nach Sonnabend die Glosse "Halluzination in der Arztpraxis" des Kollegen Bernd-Olaf Struppek. Nun könnte man sagen, ein guter Text geht auch zwei Mal. Oder der abermals gedruckte Text war nur eine Halluzination. Aber wir wollen ehrlich sein: Es war schlicht ein dummes Versehen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Und jetzt eine garantierte Glossen-Premiere:)

Es gibt da eine Suppe bei meinem Bestell-Koreaner. Abgefahrener Name, mit wilden Zutaten aus den Untiefen des koreanischen Gemüsegartens und so scharf, dass es einem die Fußnägel aufrollt. Ich bestelle sie in regelmäßigen Abständen. Ich bin überzeugt, die Suppe hat eine reinigende Wirkung. Kein Virus überlebt den Gang der Suppe durch den Verdauungstrakt.

Am Wochenende war es wieder so weit. Nach den ersten Löffeln (ich spüre meine Lippen nicht mehr) erkenne ich ein langes Stück unverdächtiger Paprika. Zerkaue es. Und bereue. Ist keine Paprika. Ist eine ganze rote Chili-Schote. Ich lasse den Löffel fallen. Ein unfassbarer Schluckauf schüttelt mich. Luft kann ich nur noch laut quiekend einsaugen. Meine Frau schaut mich besorgt an: "Soll ich jetzt lachen oder einen Notarzt rufen?" Ich quieke weiter, was meine Tochter weckt, die jetzt schlaftrunken im Zimmer steht und fragt: "Erstickt Papa?" Ach was - mir schmeckt's nur wieder richtig gut.