Das Kreisbauamt entscheidet heute über die Widersprüche von Rechtsanwalt und Edeka-Nord gegen die Baugenehmigung.

Henstedt-Ulzburg. Jeden Morgen, wenn Sven Oldenburg aus dem Fenster seines Hauses am Kirchweg 29 auf den Bauzaun gegenüber und die dahinter stehenden abbruchreifen Einfamilienhäuser schaut, wird er wütend. "Das City-Center darf, so wie es geplant ist, nicht gebaut werden", wettert er.

Der 38 Jahre alte Rechtsanwalt hat über eine Hamburger Anwaltskanzlei Widerspruch gegen die durch den Kreis Segeberg erteilte Baugenehmigung für das neue Einkaufszentrum eingelegt.

Sven Oldenburg ist nicht der einzige, dem das Bauvorhaben in der vorliegenden Form ein Dorn im Auge ist. Auch Edeka-Nord in Neumünster hat Einspruch erhoben.

Anwalt Oldenburg pocht auf gravierende Änderungen und Verbesserungen: "Die von uns angefochtene Baugenehmigung ist rechtswidrig, da sie die Gebietsunverträglichkeit des Vorhabens nicht berücksichtigt, gegen einschlägige Normen des Baugesetzbuches und des Bauordnungsrechts verstößt. Dadurch werden wir in unserem Eigentum beeinträchtigt. Die Umsetzung des geplanten Bauvorhabens hätte eine nicht unerhebliche Wertminderung des Grundstücks zur Folge."

Hauptpunkte in dem 15 Seiten umfassenden Widerspruch-Schreiben:

"Das Ausmaß des Bauvorhabens mit der geplanten geschlossenen Bauweise und der ca. 6,5 Meter hohen Fassadenseite ohne Ausgang und Durchlässigkeit in Ost-West-Richtung und mit nur einem Abstand von 0,5 Meter zum Kirchweg ist so enorm, dass von einer erdrückenden Wirkung auf uns Nachbarn ausgegangen werden muss. Unserem Grundstück droht eine Verschattung.

Unberücksichtigt geblieben sind zum Beispiel auch die drohende Nutzung des Kirchwegs als kostenloser Kundenparkplatz, die falschen Zahlen des Lieferverkehrs und des Verkehrsaufkommens im Verkehrsgutachten, die Funktion des Kirchwegs als Hauptschulweg für die Grundschule Ulzburg.

Die notwendige Anzahl von Stellplätzen kann nicht nachgewiesen werden. In der Tiefgarage sind 296 Plätze geplant. Aus der Begründung zum B-Plan ergibt sich ein Bedarf von 1257 Stell- und Parkplätzen.

Aufgrund der für die Tiefgarage notwendigen Tiefbauarbeiten sind erhebliche Schäden an der Substanz unseres Hauses zu befürchten."

Außerdem, wie Edeka-Nord auch, kritisiert Sven Oldenburg die ausstehende Zustimmung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr zum Aus-/Umbau der Hamburger Straße. Sebastian Stölt, Mitarbeiter Standortsicherung bei Edeka-Nord, bestätigte den von seinem Unternehmen eingelegten Widerspruch, mochte jedoch keine detaillierte Stellungnahme abgeben: "Wir haben alles mit der Gemeinde abgesprochen."

Mehr will auch der betroffene Edeka-Marktleiter Carsten Oertwig an der Hamburger Straße nicht sagen: "Ich bin nur der Pächter, ich habe aus Neumünster lediglich eine einzeilige Mitteilung über den Widerspruch erhalten."

Projektentwickler Peter Skrabs, Geschäftsführer der W&S-Unternehmensgruppe in Hamburg, rechnet inzwischen mit einer weiteren Verzögerung des 37 Millionen Euro teuren Bauvorhabens. Seine Planungen, abgestimmt mit seinem Mitinvestoren, der Projektentwicklung Ten Brinke Industrie- und Gewerbebau GmbH und Co. KG mit Sitz in den Niederlanden, sehen so aus: "Ende Oktober beginnen die Abrissarbeiten, im Januar/Februar geht es mit dem Aushub los, im Frühjahr starten die Hochbauarbeiten. Das neue City-Center wird nach dem jetzigen Stand im Frühjahr 2014 eröffnet." Im April sprach er von Ende Mai.

Seitdem wartet das Hamburger Abrissunternehmen Wilko Wagner auf den Startschuss. Bauleiter Wolfgang Himmler: "Es sollte schon oft losgehen. Ich wage keine Prognose mehr."

Immerhin hat Peter Skrabs eine Erfolgsmeldung parat: "80 Prozent der Verkaufsflächen sind jetzt vermietet. Wir haben gerade mit der Adler-Modekette für eine Verkaufsfläche von 1600 Quadratmetern einen Zehnjahresvertrag geschlossen", verrät er. Die Adler-Modemärkte AG mit Firmensitz in Haibach bei Aschaffenburg hat 125 Filialen überall in Deutschland - so auch in Halstenbek - und beschäftigt knapp über 2000 Mitarbeiter. Weitere CCU-Mieter sind zum Beispiel das Düsseldorfer Bekleidungsunternehmen C&A, die DM-Drogeriekette, der Verbrauchermarkt Kaufland und das Textilhaus Ernsting's Family.

Am heutigen Freitag soll nach einer Sitzung bei der unteren Bauaufsichtsbehörde des Kreisbauamtes in Bad Segeberg eine Vorentscheidung fallen. Das kündigte der Stellvertretende Baudezernent Frank Hartmann an.

Dass es zu einem Baustopp beim geplanten City-Center kommt, damit rechnet Sven Oldenburg nicht. Doch er sagt: "Sollte unser Widerspruch in allen Punkten abgewiesen werden, halte ich mir die Option offen, Klage beim Verwaltungsgericht in Schleswig einzureichen."

Das würde den Baubeginn des City-Centers Ulzburg noch einmal um einige Monate verzögern.