Nur 21,5 Prozent der Wahlberechtigten Bramstedter gingen zur Bürgermeisterwahl. Hans-Jürgen Kütbach tritt seine dritte Amtszeit an.

Bad Bramstedt. Die erste in Cellophan mit Schleifchen verpackte Piccolo-Flasche überreichte ein Gast, noch bevor im Bramstedter Rathaus das vorläufige Endergebnis der Bürgermeisterwahl bekannt gegeben worden war. Auch Glückwünsche musste Hans-Jürgen Kütbach zu diesem Zeitpunkt bereits entgegennehmen. Jeder wusste noch vor der Veröffentlichung des Wahlergebnisses, wie der amtierende und künftige Bürgermeister der Kurstadt heißt: Hans-Jürgen Kütbach. 85,3 Prozent und damit 2003 Stimmen konnte er auf sich vereinigen. Das klingt nach einem überzeugenden Wahlsieg, der jedoch bei einem Blick auf die absoluten Zahlen weniger glanzvoll wirkt: Nur 21,5 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Wahl.

Nur 2375 Bramstedter Bürger gingen am Sonntag zur Wahl

Die Entscheidung, dass er weitere sechs Jahre im Amt bleiben wird, stand schon lange vor dem Wahlgang fest, da der amtierende Bürgermeister als einziger Kandidat für die neue Wahlperiode angetreten war. Und damit offenbarte sich auch das Dilemma dieser Entscheidung: Die Bürger wurden zur Wahl gebeten, obwohl alle wussten, wie es ausgehen wird.

Dass die Wahlbeteiligung unter diesen Vorzeichen gering ausfallen würde, war keine Überraschung. Als jedoch am Wahlabend im Magistratssaal des Rathauses nach Auszählung der Stimmen feststand, dass gerade mal 2375 Wähler und damit nur 21,5 Prozent abgestimmt hatten, war von Überschwang beim Wahlsieger nichts zu spüren. "Zufrieden" sei er, sagte Kütbach. Beim nachträglichen Umtrunk mit seiner Frau Bianca von Dein und Bramstedter Weggefährten verzichtete er darauf, Sekt beim Kellner zu bestellen. "Mir war mehr nach einem Glas Bier."

Angesichts einer Zustimmung von mehr als 85 Prozent fühlt sich Kütbach dennoch für eine weitere Amtszeit legitimiert. "Man kann nicht von einer Wechselstimmung sprechen", sagt der Bürgermeister. Wer mit seiner Arbeit nicht einverstanden sei, hätte mit Nein stimmen können. Nicht zur Wahl zu gehen und sich damit quasi der Stimme zu enthalten, bedeutet nach Ansicht des Bürgermeisters, dass eine Veränderung im Rathaus nicht erwünscht sei.

Dass er auch 345 Gegenstimmen (14,7 Prozent) erhalten habe, wertet Kütbach als Beleg, dass er nicht - wie häufig behauptet - nur moderierend und auf Harmonie bedacht im Rathaus agiere, sondern zuweilen auch polarisiert habe. Dazu zählt er beispielsweise sein klares Eintreten für das umstrittene Fachmarktzentrum.

Als "erwartungsgemäß" bezeichnet SPD-Fraktionschef Bodo Clausen das Wahlergebnis. "Ich kann verstehen, dass viele Menschen nicht zur Wahl gehen, wenn es keine Auswahl gibt", sagte er. Vielen Bürger erschließe sich der Sinn der Abstimmung nicht. Clausen regte eine Änderung der Gemeindeordnung an, um künftig die Stadtverordnetenversammlung über den Bürgermeister entscheiden zu lassen, wenn nur ein Kandidat ins Rennen gehen. Clausen: "Das würde viel Geld sparen."

De Wahl hat die Kurstadt etwa 7000 bis 8000 Euro gekostet

Tatsächlich hätte der Verzicht auf die Wahl den chronisch leeren Bramstedter Kassen gut getan. Zwischen 7000 und 8000 Euro haben der Aufwand für das Personal, Wahlhelfer und Druck gekostet. Auf mehr als 5000 Euro belaufen sich Kütbachs Investitionen für Plakate und Veranstaltungen. Die Hälfte davon hat die FDP übernommen.

"Das war zu erwarten", sagt auch Cornelia Schönau-Sawade von den Grünen über das Wahlergebnis. "Keine berauschende Zustimmung, aber auch keine komplette Ablehnung" - so lautet ihr Fazit. Sie erwartet jetzt von Kütbach, die Konsolidierung des Haushalts in Angriff zu nehmen.

Außerdem appelliert die Politikerin, die Entscheidung für das Fachmarktzentrum zurückzunehmen und Entscheidungen für die Innenstadtgestaltung voranzutreiben. "Seit Jahren wird daran gearbeitet", klagt Schönau-Sawade. "Die Bevölkerung wird langsam ungeduldig."

"Nur 20 Prozent sind nicht gut", sagt Bramstedts FDP-Chef Günter Barth. Er hatte auf eine Wahlbeteiligung von 30 Prozent gehofft. Dass deutlich weniger Bramstedter zur Wahl gingen, führt er auch darauf zurück, dass bereits lange zuvor in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dass Kütbach im Amt bleiben werde. "Wer mit seiner Arbeit nicht einverstanden ist, hätte auch mit Nein stimmen können", sagt Barth.

Auch er hält eine Konsolidierung des Haushalts für die dringendste Aufgabe, die Kütbach erledigen muss. Um mehr Einnahmen zu erzielen, müsse Gewerbe angesiedelt werden.

Burkhard Müller von der CDU-Fraktion plädiert ebenfalls dafür, den Bürgermeister von der Stadtverordnetenversammlung wählen zu lassen, wenn nur ein Kandidat antritt. Wie die anderen Fraktionen auch hatte die CDU darauf verzichtet, einen eigenen Kandidaten aufzustellen: "Wir kommen ja ganz gut mit Herrn Kütbach aus."

Zu den vordringlichsten Aufgaben des Bürgermeisters zählt Müller die Anbindung des neuen Fachmarktzentrums an die Innenstadt.