So viele Menschen wie noch nie amüsierten sich gestern beim Fest und beim autofreien Tag auf der Ulzburger Straße in Norderstedt.

Norderstedt. Es war kaum ein Durchkommen, wer es eilig hatte, blieb immer wieder zwischen Menschen stecken, die es ausnahmsweise mal nicht eilig hatten. Sie schlenderten mitten auf der Straße, sahen sich an, was der Sonntag zu bieten hatte oder standen in Gruppen dort, wo sonst mehr als 20 000 Autos pro Tag gezählt werden. Doch die mussten gestern draußen bleiben, die Ulzburger Straße war zwischen Langenharmer Weg und Harckesheyde für alles, was mit einem Motor betrieben wird, gesperrt.

Und die Norderstedter nutzten bei herrlichem Spätsommerwetter das Straßenfest, um die Hauptverkehrsstraße ganz für sich zu haben. Rekord, meldeten die Veranstalter schon am frühen Nachmittag. "So voll war es noch nie", sagt Straßenfest-Routinier Martina Braune vom städtischen Umweltamt, das den autofreien Tag wieder zusammen mit den Geschäftsleuten vom Initiativkreis Ulzburger Straße auf die Beine gestellt hatte. 40 000 lautete die Schätzung des städtischen Orga-Teams, rund 10 000 mehr als im Vorjahr. Auch Baudezernent Thomas Bosse freute sich darüber, dass so viele Norderstedter auf den Beinen waren wie noch nie: "Allerdings dürfte das Wetter eine entscheidende Rolle spielen."

+++ Norderstedt - Eine ganze Stadt in Bewegung +++

Die Straße hatte tatsächlich etwas von einer Flaniermeile. Während sich die einen auf der Fahrbahn nach Süden oder Norden schoben, pausierten die anderen am Rand, nutzten das vielfältig vorhandene Angebot für einen Imbiss. Ob Wurst vom Schwenkgrill, Eis, Kuchen oder Waffeln - hungern musste niemand. Immer wieder bildeten sich Zuschauertrauben, wenn die Cheerleader ihre zum Teil artistischen Figuren zeigten, die Jüngsten auf den Bobby-Cars die Schnellsten ermittelten oder die Pinneberger Verkehrsgesellschaft und die Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen Rollstuhlfahrern die Chance boten, das Ein- und Ausfahren über die in den Linienbussen vorhandene Rampe zu üben.

Spätestens aller 100 Meter auf der 1,8 Kilometer langen Festmeile wechselte die Musik, Vereine und Verbände wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club oder der Heimatbund, aber auch Geschäfte stellten sich vor. Und mitten im Gewühl hatten Bernd Plath und Andrea Neumann auf einem cremefarbenen Sofa Platz genommen. "Das ist doch herrlich hier", sagte das Paar aus Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen, das auf eine besondere Attraktion wartete: Parcours, das elegante Überwinden von Hindernissen im öffentlichen Raum, das Jugendliche zeigten.

Gegen 15 Uhr sammelten sich die Menschen südlich der Kreuzung Ulzburger Straße/Friedrichsgaber Weg. Der alljährliche Höhepunkt stand kurz bevor, 403 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder machten mit beim großen Festumzug Movimento. Auch das war Rekord. "Damit haben wir erstmals die Marke von 400 geknackt", sagte Martina Braune. Angeführt von brasilianischen Tänzerinnen und einem Tänzer, setzte sich der Umzug pünktlich in Bewegung.