Bramstedter Verwaltungschef gesteht, dass er neidisch auf andere Kommunen sei

Bad Bramstedt. Hans-Jürgen Kütbach, 52, hatte sich bestens vorbereitet. Ohne lange zu überlegen, stand Bad Bramstedts Bürgermeister im Kaisersaal zweieinhalb Stunden lang Rede und Antwort. Er wich keiner Frage aus, er gab auch, was im Wahlkampf nicht immer üblich ist, Fehler zu: "Ich hatte während meiner zweiten Amtszeit eine Menge Frusterlebnisse." Schaden konnte ihm eine solche Aussage nicht.

So oder so werden die Bürger der Stadt den gelernten Rechtsanwalt und Notar am 23. September zum drittenmal nach 2000 und 2006 zum hauptamtlichen Verwaltungschef der Kurstadt wählen. Hans-Jürgen Kütbach (FDP) hat keinen Gegenkandidaten (wir berichteten).

"Ich hätte nichts gegen einen richtigen Wahlkampf gehabt", versicherte Kütbach. So wie vor sechs Jahren, als Manfred Müntjes (SPD) gegen ihn antrat. "Der ist sogar zu mir nach Hause gekommen und kündigte an, dass er gewinnen wolle", erinnert sich Kütbach. "Da musste ich richtig kämpfen." Kütbach erhielt damals 67,9 Prozent der gültigen Stimmen.

Zur Informations- und Diskussionsveranstaltung in den halbleeren Kaisersaal kamen nur 38 Parteigänger und Bürger. "Ich hätte mir die doppelte Anzahl gewünscht", bekannte Hans-Jürgen Kütbach. "Aber wer etwas von mir wissen will, kennt ja mein Büro und meine Telefonnummer."

Nur einmal, als das Thema Schulbeförderung angesprochen wurde, schien Kütbach in Bedrängnis zu geraten. "Ich soll für meine drei schulpflichtigen Kinder bis zu 1100 Euro für den Schulbus bezahlen, ist das rechtens?", fragte Sylvia Jeschkeit. Michael Stöver, zweifacher Vater und ebenfalls in Alt-Bissenmoor zu Hause, sprang ihr bei und ergänzte: "Bis 2010 brauchten wir gar nichts zu bezahlen. Wer die Fuhlendorf-Schule besucht, wird kostenlos befördert."

"Schulbeförderung ist Kreissache", warf Rosemarie Jahn (Bimöhlen), Stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende, ein. Hans-Jürgen Kütbach bewies wieder einmal diplomatisches Geschick: "Ich stehe bei dieser Sache nicht in der Verantwortung, aber ich verspreche, bei den nächsten Gesprächen mit den zuständigen Gremien ein gutes Wort einzulegen."

Mächtig wurmt den Bürgermeister die schlechte finanzielle Situation seiner Stadt. "Ich nehme es auf meine Kappe, dass wir nicht schneller nach oben kommen", gestand Kütbach und schielte etwas neidisch auf andere Kommunen, die wie Bad Bramstedt zum Städte- und Gemeindenetz Nordgate gehören.

"Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen melden ständig neue Gewerbeansiedlungen und steigende Steuereinnahmen. Da können wir leider nicht mithalten. Die Wirtschaftskraft kommt hier bei uns nicht an." Deshalb setzt sich Kütbach auch für den umstrittenen Neubau eines Fachmarktzentrums ein.

Und wie es sich vor einer Wahl gehört, gab der Bürgermeister auch Versprechungen ab. "Es gibt noch einiges zu tun. Das betrifft zum Beispiel die Innenstadt und die Umgehungsstraße. Packen wir es an."

Hans-Jürgen Kütbach hat, was die Wahl am übernächsten Sonntag betrifft, einen besonderen Wunsch: "Ich möchte eine Wahlbeteiligung von mehr als 30 Prozent. Sonst wäre das peinlich." Ehefrau Bianca drückt ihm die Daumen: "Mein Mann liebt seinen Job, und die Bad Bramstedter mögen ihren Bürgermeister." Hans-Jürgen Kütbach ist offensichtlich "Everybody's Darling"...