In einer gut bürgerlichen Umgebung wird ein Kind vernachlässigt. Dort lebt eine Familie, die offenbar nicht in der Lage ist, für die eigenen Kinder zu sorgen. Das ist nicht erkannt worden. Nur durch einen Zufall wurde entdeckt, dass im Keller ein kleiner Junge weggesperrt wurde und in seinem eigenen Kot hauste.

Wer hat hier versagt? Natürlich muss sich das Jugendamt unbequeme Fragen gefallen lassen. Wenn Mitarbeiter des Amtes oder Beauftragte eine Wohnung betreten, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist, muss erwartet werden, dass auch tatsächlich alle Familienmitglieder in Augenschein genommen werden. Sollte der Dreijährige tatsächlich längere Zeit in seinem Kellerverlies gehaust haben, so wird er sich bei den häufigen Besuchen der Behördenmitarbeiter nicht in der Wohnung aufgehalten haben. Warum hat das niemand bemerkt?

Dem Jugendamt war bekannt, dass drei Kinder des Ehepaares bereits in Pflegefamilien untergebracht waren. Warum wurde die Familie weitgehend sich selbst überlassen?

Es ist ehrenwert, dass sich der Amtsleiter vor seine Mitarbeiter stellt, aber es ist der Sache nicht dienlich. Statt alle Anschuldigungen von sich und seinem Amt zu weisen, wäre eine gehörige Portion Selbstkritik angebracht.

Dieser Fall zeigt aber auch klar auf, dass ein Jugendamt mit schmaler Personalausstattung überfordert ist. Umdenken ist nötig: Mehr Personal für den Jugendschutz.