Die Bramstedterin Uta Höch möchte, dass die alten Linden und Eichen am Bleeck erhalten werden und kämpft mithilfe von Facebook.

Bad Bramstedt. "Was für ein schöner Platz!" sagt Uta Höch. Sechs stattliche, etwa 100 Jahre alte Linden und eine große Eiche säumen mit zwei jungen Bäumen den Rasen am Rande des Bleecks. Am Wochenende, wenn nur wenige Autos durch die Bramstedter Innenstadt rollen, hört man das Rauschen des Windes in den Kronen. Ihr Schatten fällt auf das Sedan-Denkmal, das an die Bramstedter erinnert, die 1870 nach einem Krieg nicht nach Hause zurückkehrten. "Hier könnte man Bänke hinstellen - eine tolle Ecke", sagt Uta Höch. Doch die tolle Ecke im Herzen der Kurstadt ist offenbar in Gefahr. Besser gesagt: die Bäume, die Uta Höch so liebt.

Mehrere Linden müssen möglicherweise einem Kreisverkehr weichen

Als Behindertenbeauftragte der Stadt ist sie stets gut informiert, worüber die Politiker in den Ausschüssen beraten und welche Entscheidungen anstehen. Zum Beispiel sprechen sie bereits seit mehreren Jahren darüber, wie der Bleeck umgestaltet werden könnte und wie der Verkehr dort fließen müsste. Eine Entscheidung haben sie zwar immer noch nicht getroffen, aber sie rückt näher und damit möglicherweise auch das Ende einiger Bäume, die Uta Höch im Blick hat. Der Planungsausschuss und die Fraktionen diskutieren derzeit darüber, ob mehrere Linden einem Verkehrskreisel weichen müssen, der vor der Raiffeisenbank entstehen könnte.

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Eine Idee, von der Uta Höch gar nichts hält. Sie will die schöne Ecke vor der Raiffeisenbank erhalten und hat gemeinsam mit der Bramstedterin Juliane Krause eine Gemeinschaft bei Facebook gegründet. "Lasst die Bäume auf dem Bleeck stehen" heißt die Gruppe. Immerhin schon 256 Menschen haben bereits auf "Gefällt mir" geklickt und können somit verfolgen, was auf der Pinnwand geschieht. 235 Männer und Freunde "sprechen" über die Bramstedter Bäume. Aus dem Facebookdeutsch übersetzt bedeutet diese Formulierung, dass sie Kommentare schreiben und diskutieren.

"Ich bin von der Resonanz verblüfft", sagt Uta Höch, die in der Innenstadt wohnt und täglich die Bäume, aber auch die Verkehrsmassen im Blick hat. Dass sie mit dem sozialen Netzwerk viele Menschen erreichen würde, hatte die Bramstedterin vermutet. Doch die hohe Zahl hat sie dann doch überrascht. "Eigentlich ist Facebook ja nicht wirklich mein Metier", sagt sie.

Für Uta Höch sieht die Lösung der Verkehrsprobleme völlig anders aus: Die Zufahrten der Stadt werden für Lastwagen und den Durchgangsverkehr gesperrt. "Das hat doch beim Musikfest bestens funktioniert", sagt sie. Wer im Zentrum einkaufen will, könne trotzdem mit dem eigenen Auto kommen.

Insgeheim ist Uta Höch froh, dass die Stadt chronisch klamm ist. "Deshalb klappt es mit dieser Planung hoffentlich nicht", sagt sie. Doch sicher ist sie nicht und fürchtet sogar, dass die Stadt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Linden dem Kreisel opfern könnte.

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Der Bürgermeister betont, dass es keine Nacht-und-Nebel-Aktion geben werde

Eine Sorge, die laut Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach jedoch unbegründet ist. "Niemand kommt nachts mit einer Kettensäge", sagt der Verwaltungschef, der aufmerksam beobachtet, wie kontrovers in allen vier Fraktionen über die Verkehrsführung im Allgemeinen und den Kreisel im Besonderen diskutiert wird. Einig sind sich die Politiker allerdings, dass sie den Bleeck als möglichst große Fläche für Veranstaltungen herrichten wollen, die nicht von einer Straße durchtrennt wird. Auch über die Einführung von Tempo 30 herrscht Konsens.

Nacht-und-Nebel-Aktionen sind allerdings auch deshalb ausgeschlossen, weil im aktuellen Haushalt kein Geld für die Innenstadtgestaltung bereitsteht. Vage Schätzungen gehen davon aus, dass ein neues Verkehrskonzept mit einer sechsstelligen Summe zu Buche schlagen würde.

Die jungen Bäume und das Denkmal können versetzt werden

Die Höhe ist unklar, solange kein Konzept vorliegt. Sicher ist aber schon jetzt, dass die Stadt diese Summe kaum aufbringen kann, sich jedes Jahr weiter verschuldet und inzwischen sogar vom Land Zuschüsse erhält, um über die Runden zu kommen.

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Sollte das neue Konzept mit dem Kreisel dennoch umgesetzt werden, müssten laut Kütbach keineswegs alle, sondern nur drei der alten Bäume weichen. Die beiden jungen Bäume und das Denkmal könnte die Stadt versetzen.

Eine Entscheidung über die Zukunft der Bäume und die Verkehrsführung könnte am 24. Oktober fallen. Voraussichtlich tagt dann der Planungsausschuss der Stadt.

Uta Höch ist optimistisch, bis dahin noch weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf ihrer Facebook-Seite "Lasst die Bäume auf dem Bleeck stehen" zu finden. "Die Stimmen der Bramstedter Bürgerinnen und Bürger finden langsam Gehör - das ist gut!" hat sie vor wenigen Tagen gepostet.