Meteorologe Günter Delfs war 43 Jahre beim Deutschen Wetterdienst. Seit 2009 gibt er sein Wissen in Vorträgen weiter.

Ellerau. Mehr als 40 Jahre hat sich Günter Delfs beruflich mit Wetter beschäftigt: Sturmtiefs, Jahrhundertsommer und das tägliche Geschäft mit dem Hamburger Schietwetter. Diesen Ausdruck hält der Rentner aus Ellerau allerdings für unpassend, für derartigen Pessimismus gebe es keinen Grund: "Es ist Unsinn, dass das Wetter schlechter wird. Es gibt eine Diskrepanz zwischen der allgemeinen Wahrnehmung und den absoluten Zahlen", sagt der 65-Jährige, der sich auch in seiner Freizeit noch immer gerne mit dem Wetter und der Meteorologie beschäftigt.

Delfs war 43 Jahre beim Deutschen Wetterdienst (DWD) beschäftigt und hat bei besonders interessanten Wetterlagen auch häufig vor der Kamera gestanden. "Zu Zeiten des Orkantiefs Kyrill habe ich sogar auf der roten Couch der NDR-Sendung DAS! gesessen", sagt der ehemalige Wettermann von NDR aktuell extra.

Nachdem er Meteorologie an einer Fachhochschule studiert hatte, ging er für 25 Jahre als Flugwetterberater des DWD zum Flughafen nach Fuhlsbüttel. Von 1996 bis 2004 unterstützte Delfs den DWD dabei, Wettervorhersagen für Medien wie das Hamburger Abendblatt und eben NDR aktuell extra zu erstellen. Die Jagd nach Jahrhundertereignissen sieht er nüchtern: "Häufig sind Rekorde nur Gerade-eben-Rekorde, bei denen die vorherige Höchstmarke nur um einige Zehntel überschritten wird."

Gibt es denn nicht mehr extreme Unwetter als noch vor einigen Jahren? "Nein, es hat nur heutzutage jeder sein Handy dabei, mit dem er schnell ein Foto machen kann, und so gehen solche Ereignisse nicht mehr unbemerkt vorüber", sagt der Wetterexperte. Die einzige dauerhafte Veränderung sei die Erwärmung des Klimas. "Die Temperaturen gehen nach oben, und da warme Luft mehr Wasser speichern kann, kann es langfristig mehr regnen." Die Sommer in Hamburg und Umgebung seien jedoch schon immer im Durchschnitt relativ kühl gewesen.

Nach dem Eintritt in den Vorruhestand im Jahr 2009 begann Delfs, sein Wissen in Vorträgen und Seminaren weiterzugeben. Er erklärte in einem Vortrag der VHS Ellerau, wie Profis heute das Wetter machen, und berichtete Kursteilnehmern auf Helgoland, wie das Wetter funktioniert. Interessierte könnten sich gerne bei ihm melden. Im Oktober hält er einen Vortrag für die Landfrauen in Tangstedt und geht unter anderem der Frage nach, wie viel Wahrheit in alten Bauernregeln steckt.

Die Teilnehmer lernen in seinen Vorträgen auch, dass Wetter weltweit zwei Meter über Grund im Schatten gemessen wird, um vergleichbare Daten zu erhalten. "Die Wettervorhersagen sind einen Weg gegangen von der Beobachtung zur Berechnung", sagt Delfs. Ob er selbst denn noch ein guter Beobachter sei, der schon mit einem Blick in den Himmel Bescheid weiß? "Natürlich kann ich an der Wolkenformation schon einiges erkennen, im Zweifelsfall habe ich allerdings auch ein Smartphone mit Regenradar. Damit kann ich dann auch die Wolken sehen, die nicht mehr in meinem Blickfeld sind."