Provider von wilhelm.tel hat Insolvenz angemeldet. Das Norderstedter Unternehmen hat sich nun neue Partner gesucht. SIM-Karten-Tausch nötig.

Norderstedt. Spätestens vom kommenden Montag an sollen die Mobilfunk-Kunden von wilhelm.tel über ein neues Netz telefonieren. Der Norderstedter Kommunikationsanbieter hat den Netzbetreiber und Provider gewechselt, da es in den vergangenen Wochen massive Probleme mit dem bisherigen Provider Tlogic gegeben hatte. Die Kunden konnten tagelang Kurznachrichten weder verschicken noch empfangen.

Einige meldeten sich bei der Regionalausgabe Norderstedt des Hamburger Abendblatts, die unfreiwillige Nachrichtensperre hatte fatale Folgen. Arzttermine konnten per SMS nicht abgesagt, die Gesangsstunde nicht verschoben werden. Geschäftliche Gespräche Kontakte kamen ebenso zum Erliegen wie der Austausch zwischen Freundinnen. Auch ins Festnetz konnten die Handykunden von wilhelm.tel nicht telefonieren. Telekom hatte die Verbindung gekappt, Tlogic hatte Insolvenz angemeldet.

"Wir haben für unsere 10 000 Mobilfunk-Kunden intensiv nach Lösungen gesucht, konnten aber letztlich die Probleme nicht beheben", sagte Theo Weirich, Geschäftsführer von wilhelm.tel. Doch ganz unerwartet bekamen die Norderstedter prominente Hilfe: Auch die Bundeswehr war davon betroffen, dass Tlogic die vereinbarten Leistungen nicht mehr erbringen konnte. Bis dahin hatte der Provider sichergestellt, dass die Soldaten in Afghanistan über SMS Kontakt zu ihren Familien in der Heimat hielten.

+++ 55 Milliarden SMS +++

Nun war die Verbindung gerissen - ein Zustand, den die Bundeswehr nicht hinnehmen wollte und konnte, da der Auslandseinsatz eine ohnehin schon schwierige Situation bedeute, in der der Austausch mit der Familie stabilisierend wirke. Das Verteidigungsministerium griff ein und schaffte es, dass der SMS-Verkehr wieder funktionierte, auch in Norderstedt.

Allerdings nur kurzfristig. "Als dann wieder erhebliche Störungen auftraten, haben wir uns entschlossen, den Netzbetreiber und Provider zu wechseln", sagte Weirich. Der Norderstedter Mobilfunk-Anbieter hat sich wie andere regionale Versorger der Breko-Einkaufsgemeinschaft eG angeschlossen. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) hat die Initiative Ende vergangenen Jahres angestoßen. Über die Einkaufgemeinschaft werden Vorleistungen bei O 2 eingekauft, der deutschen Tochter des weltweit tätigen spanischen Telekommunikationsunternehmens Telefónica.

"Der Wechsel bedeutete, dass die SIM-Karten getauscht werden müssen", sagte Weirich. Die neuen Karten seien inzwischen an die Kunden verschickt, sie könnten ihre angestammten Rufnummern behalten. Umgestellt wird der Mobilfunkverkehr zwischen Freitag, 7. September, und Sonntag, 9. September. "Wir können nicht ausschließen, dass es dabei kurzfristig zu weiteren Störungen und auch eventuellen Funklöchern kommt", sagte der wilhelm.tel-Geschäftsführer. Es sei aber mit dem neuen Partner vereinbart worden, dass er entsprechend nachbessert und die Mängel behebt.

+++ Handy-Flatrates nicht immer unbegrenzte Pauschalen +++

Verbessern will der Norderstedter Kommunikationsanbieter auch die Information für die Kunden. Einige hatten wilhelm.tel mangelnde Informationspolitik vorgeworfen, sie hätten keine Hinweise auf der Internet-Seite gefunden, keine E-Mail bekommen und seien auch bei der telefonischen Nachfrage gescheitert. "Die Kunden per E-Mail zu informieren, ist kaum möglich. Die meisten der insgesamt rund 50 000 Adressen kennen wir nicht, wollen und können aus Datenschutzgründen auch nicht darauf zugreifen", sagte Weirich. Das Call-Center könne nur begrenzt Anrufe entgegennehmen und abarbeiten. Doch nun geht wilhelm.tel einen neuen Weg, um seinen Kunden Störungen mitzuteilen: Streikt ein Server oder zerstört ein Bagger eine Leitung, soll automatisch eine SMS auf den Handys der Kunden erscheinen, die über den Ausfall berichtet.