Eine 35-Jährige zählte bei den Weight Watchers Punkte, speckte kräftig ab, passt wieder in Größe 44 und fühlt sich jetzt wieder pudelwohl

Henstedt-Ulzburg. Diät-Tipps, Anzeigen für Schlankmach-Wundermittelchen und Expertenbeiträge führen jedem molligen Zeitungsleser, Internetnutzer, Fernsehzuschauer oder Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel vor Augen, dass er etwas gegen sein Übergewicht tun muss. Denn schließlich beweisen Zahlen immer wieder, wie dick die Deutschen sind, und dass Deutschland - was das Gewicht angeht - angeblich Amerika eingeholt oder sogar überholt haben soll.

Im Gegensatz zu vielen, die dem Diät-Wahnsinn verfallen sind, machte sich Anne-Catrin Brakel-Mohr nie Gedanken über ihr Gewicht. "Ich war mir meiner Fülle überhaupt nicht bewusst", sagt die 35-Jährige jetzt. Größe 36 trug sie zwar noch nie, doch nach den Geburten ihrer beiden Kinder schlichen sich die Kilos ein, bis sie schließlich auf Kleidergröße 50 angewachsen war - und die saß auch schon nicht mehr locker. "Es gab zu viel ungesundes Essen, eine Tüte Chips am Abend war auch schnell mal aufgegessen", sagt sie.

+++ Schon in der Antike wurde Fast Food gegessen +++

Schließlich war es ihre Schwester, die sie mit zu Jeannette Rehberg nahm. Die 42-Jährige ist seit August 2010 Weight-Watchers-Coach im Weight-Watchers-Service-Point in Henstedt-Ulzburg. Am 20. März dieses Jahres stieg Brakel-Mohr also das erstemal beim Gruppentreffen bei Rehberg auf die Waage. Das Ergebnis: 116,2 Kilogramm. Von diesem Tag an zählte sie Pro-Points, wog ihr Essen ab und fügte sich dem Weight-Watchers-Konzept.

"Am Anfang fiel mir das Punkte zählen zwar schwer, aber jetzt brauche ich eigentlich nichts mehr zu wiegen - das ist alles im Kopf", erzählt sie. Zweimal die Woche geht sie immer noch in die Gruppe von Rehberg, obwohl sie 28,4 Kilo in den sechs Monaten abgespeckt hatte. "Ich fühle mich super gut und viel fitter", sagt Brakel-Mohr jetzt, "Freunde haben mir gesagt, ich würde strahlen und viel mehr lachen. Der Freund meiner Oma hat mich neulich fast nicht erkannt." Inzwischen passt sie wieder in Kleidergröße 44. "Mein erstes Ziel war, unter 100 Kilo zu kommen, dann hatte mich der Ehrgeiz gepackt. Das nächste Ziel sind 80 Kilo", sagt sie.

+++ Tipps fürs Abnehmen +++

Für Rehberg ist ihre Teilnehmerin das absolut perfekte Beispiel. "Sie zieht die anderen Teilnehmer hoch, wenn diese mal keine Abnahme oder sogar Zunahmen verzeichnen", sagt sie. "In keiner Woche verzeichnete Frau Brakel-Mohr eine Gewichtszunahme, nur ein einziges Mal einen Gleichstand." Das Tempo der Gewichtsabnahme spielt aber keine Rolle. "Ein gesundes Gewicht ist eine Lebensaufgabe", sagt Rehberg, die selbst zweimal 25 Kilo nach den Geburten ihrer beiden Kinder abnahm und jetzt Kleidergröße 38 trägt. "Ich war so unglücklich mit meinem Gewicht", weiß sie noch genau, "aber ich habe die Schwangerschaften als perfekte Entschuldigung zum maßlosen Essen gesehen." Danach machte sie es sich zur Aufgabe, anderen Menschen zu helfen. "Ich habe gut zu tun", sagt sie, obwohl viele ängstlich sind, das erstemal hier auf die Waage zu steigen. "Für viele ist das Ergebnis schrecklich. Dann sage ich nur, nächste Woche jubeln Sie vor Freude", sagt Rehberg.

Für Anne-Catrin Brakel-Mohr ist das Leben leichter geworden. "Ich bewege mich jetzt wieder viel mehr, ich überlege nicht mehr dreimal, ob ich die Treppe hochgehe, sondern gehe einfach mal. Früher habe ich sogar gestöhnt, wenn ich mit den Kindern noch eine Runde gehen wollte", erinnert sie sich "Ich frage mich, wie ich nicht merken konnte, dass ich so dick war, obwohl ich Größe 50 trug. Ich habe die Waage vermutlich gemieden, wahrscheinlich unbewusst."