Eine Glosse von Frank Adrian

Nachts, wenn in der Wohnung alles ruhig ist, verursachen Gegenstände Geräusche. Manchmal habe ich den Eindruck, als führen sie in der Stille der Nacht unbemerkt ein heimliches Eigenleben. Der Kühlschrank zum Beispiel summt auch in regelmäßigen Abständen am Tage. Danach schüttelt er sich, als sei ihm kalt. Das ist bei seinem kühlen Allgemeinzustand verständlich. Aber nachts sind jetzt außerdem schmatzende und schlürfende Geräusche aus seinem Inneren zu hören. Ganz so, als verspeise er mit großem Appetit etwas von seinem Inhalt. Wenn sich dieser Verdacht bestätigt, müssten wir natürlich einschreiten.

Es gibt auch Nächte, in denen unser schnurloses Telefon kurz piept. Dieser Piepton entsteht ebenfalls am Tage, aber nur wenn der Hörer nach dem Gespräch auf die Basis-Station gestellt wird. Doch dann wache ich nicht davon auf und frage mich nach Mitternacht: Wer telefoniert heimlich, wenn wir schlafen? Haben wir einen unsichtbaren Hausgeist, der mit einer Hausgeistin aus der Umgebung am Telefon flirtet?

Das wäre noch zu ertragen. Aber ich mag mir nicht vorstellen, dass er mit anderen seiner Art Indiskretionen aus meinem Familienleben austauscht. Vielleicht ist es der Hausgeist, der einzelne Socken aus der Waschmaschine klaut oder die Schnur meiner Kopfhörer vertüdelt. Solche Gedanken beschäftigen mich, wenn ich in der Stille der Nacht aufwache. Ist jedenfalls lustiger als Schäfchen zu zählen.