Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Unser Hund ist auch nur ein Mensch. Ständig verspürt er das drängende Bedürfnis, sich mit Artgenossen auszutauschen. Im Vergleich zu den Massen von Zweibeinern, die sich ständig und überall meinen mitteilen zu müssen, hat unser bester Freund mit den vier Pfoten einen entscheidenden Nachteil. Ihm hängt nicht wie manch' anderem das Smartphone wie angewachsen am Schlappohr. Selbst wenn er an den Computer dürfte - der Maus würde er mit scharfem Nackenbiss schnell den Garaus machen.

Also muss sich unser mitteilungsbedürftiger Hausgenosse anderer Methoden der Nachrichtenübermittlung bedienen. Hundepost haben meine Kinder dies genannt, als sie noch kleiner waren. Damit ist schlicht gemeint, dass der Hund am Laternenpfahl sein Bein hebt. Nachbars Lumpi, der kurz darauf vorbeikommt, findet es super spannend, was es an Botschaften zu erschnüffeln gibt. Unser Hund twittert also quasi auf seine ganz eigene Art und Weise...

Ich denke, der Inhalt der an Mülltonne und Gartenzaun platzierten Nachrichten wird sich nicht so sehr von denen unterscheiden, die ständig millionenfach von Menschen in den Orbit geschickt werden. Hallo, Alter, die schwüle Hitze bringt mich zum Hecheln. Grüß dich, Kumpel, guck dir unbedingt die heiße Lady aus Nummer neun an. Und so weiter.

Das System der Hundepost hat SMS-Wahn und Gezwitscher der Menschen sogar eines voraus: Kehrt unser Mischling von einer langen Runde zurück, hat er wieder vergessen, was er eine Stunde vorher Wichtiges hinterlassen hat. Und findet es höchst interessant, was der von ihm selbst bewässerte Pfosten zu erzählen hat.