"Kein Wohnungsbau am Flensburger Hagen"

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Michael Schick

Norderstedt: Bürgerinitiative macht Mobil:. Die Gegner der Bebauung befürchten, daß aufgrund des steigenden Autoverkehrs die Lärm- und Staubbelästigung zunehmen wird.

Norderstedt. Die Bürgerinitiative Flensburger Hagen spricht sich gegen den geplanten Wohnungsbau nördlich und südlich der Stichstraße in Friedrichsgabe aus. Im Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan (F-Plan) seien mehrgeschossige Wohnungen für 352 Haushalte vorgesehen. Initiativen-Sprecher Georg Pietrowski wird den Protest-Brief heute an Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote übergeben. Die Aktion soll die Norderstedter zugleich an eine wichtige Frist erinnern: Bis Dienstag, 15. November, können die Norderstedter noch Einwände gegen den F-Plan-Entwurf geltend machen.

Pietrowski ist protesterprobt: Schon vor mehr als zehn Jahren hat er die Anwohner versammelt, um den "Fleischerhaken" zu Fall zu bringen - so hieß die Variante der heutigen K 113, die die Schleswig-Holstein-Straße mit der A 7 verbindet. Die Gegenwehr gegen den Trassenverlauf an den AKN-Gleisen und dem Flensburger Hagen vorbei wurde dann auch von den Planern zugunsten der heutigen Straßenführung verworfen.

"Wir sprechen uns gegen die aktuellen Bebauungs-Pläne aus und fordern, die 1993 verfüllte Kieskuhle und das geplante Baugebiet als Grünfläche im Flächennutzungsplan aufzunehmen", schreiben die Anwohner. Sie nennen folgende Gründe für die Ablehnung:

  • Der Autoverkehr auf dem Flensburger Hagen werde sich um mehr als 2100 Fahrten täglich erhöhen. "Die Planer rechnen mit zwei Autos pro Wohneinheit. Das macht 704 zusätzliche Pkw. Wenn jeder dreimal pro Tag fährt, ergibt das 2112 zusätzliche Fahrten", hat die Initiative ausgerechnet.
  • Die zusätzliche Verkehrsbelastung durch die im F-Plan vorgesehenen Neubaugebiete, zu denen neben den Flächen am Flensburger Hagen auch Bereiche am Schleswiger Hagen, an der Quickborner Straße und am Mühlenweg zählen, würde zum Kollaps auf der Ulzburger Straße führen. Schon heute sei die wichtige Nord-Süd-Verbindung zwischen Quickborner Straße und der Kreuzung mit der K 113 extrem stark belastet.
  • Die Anwohner des Flensburger Hagen würden durch Lärm und Staub unverhältnismäßig hoch belastet.
  • Die Fläche südlich des Flensburger Hagen sei eine ehemalige Kieskuhle. Sie enthalte Schadstoffe im verfüllten Boden sowie im Grundwasser, die durch ein Gutachten von 1996 und durch laufende Untersuchungen der Unteren Bodenschutzbehörde festgestellt worden seien.
  • Im Flensburger Hagen wird über Krankheitssymptome geklagt. "Wir sehen die Ursachen für Allergien, Haarausfall und Kopfschmerzen in der Schadstoffbelastung durch die ehemalige Kieskuhle", sagt Pietrowski.

Außerdem verursache eine Bebauung auf der wiederverfüllten Fläche erhebliche Probleme und Kosten: Der Ausstoß an Schadstoffen müsse reduziert werden. Sonst bestehe für die Neubürger das Risiko zu erkranken. Außerdem müßten die mehrgeschossigen Neubauten auf Stelzen gebaut werden, damit sie nicht absacken.

"Schließlich sollten die Planer überdenken, ob die Ausgangslage für die Planungen noch aktuell ist", sagt Pietrowski. Die geplante Abschaffung der Eigenheimzulage, die Arbeitslosigkeit und ein sinkendes verfügbares Einkommen ließen Zweifel aufkommen, ob es überhaupt genügend Interessierte für die neuen Wohnungen gibt.

Die Gegenargumente ließen nur einen Schluß zu: Die Stadt muß auf die 352 Wohneinheiten am Flensburger Hagen verzichten.

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