Ein Verein für die Betreuung der Urrinder konnte nicht gegründet werden

Henstedt-Ulzburg. An dem Plan, am Autobahnzubringer in Henstedt-Ulzburg Auerochsen anzusiedeln, wird festgehalten. Aber es läuft nicht alles so glatt, wie ursprünglich vorgesehen. Die Gemeinde schwenkt um: Nicht ein Verein, sondern ein einzelner Landwirt soll die Weide im äußersten Norden der Gemeinde im Naturraum Siebenstücken bewirtschaften.

2008 wurde ein Gesamtkonzept für die Grünflächengestaltung im Naturraum Siebenstücken entwickelt und den politischen Gremien vorgestellt. Notwendige Regenrückhaltebecken sollten in das landschaftspflegerische Gesamtkonzept integriert werden. Im vergangenen Jahr kamen Bürgermeister Torsten Thormählen und Grünflächenplanerin Petra Walz auf die Idee, in diesem Gebiet Auerochsen anzusiedeln. Es war geplant, für dieses Beweidungsprojekt einen Verein zu gründen.

Eine gute Idee, fanden viele Henstedt-Ulzburger. Aber es war eine Rechnung mit einigen Unbekannten. So hat sich inzwischen herausgestellt, dass es im Ort nicht genügend Landwirte gibt, die Interesse haben, die rückgezüchteten Urrinder zu betreuen und die Weiden zu bewirtschaften. Ein weiteres Problem: Die meisten der engagierten Bürger, die bei der Vorbereitung bereits aktiv waren, sind schon in anderen Projekten engagiert und haben deshalb nur eingeschränkt Zeit, sich um Rinder und Weide zu kümmern. Außerdem: Es gibt keine Fördermittel für die Beweidung der Flächen, es haben sich keine Sponsoren gemeldet, die größere Beträge für die Anfangsphase spenden würden. Ein besonderer Anreiz hat sich zudem als zu schwach erwiesen: Einnahmen durch den Auerochsen-Fleischverkauf würde erst nach Jahren zu erwarten sein.

Deshalb wird jetzt ein anderes Ziel verfolgt: Kein Verein, sondern ein einzelner Landwirt aus dem Ort soll das Projekt betreuen und sich um die Rinder kümmern. "Wir sind in Gesprächen mit Interessenten", sagt Jörn Mohr, Fachbereichsleiter für Planen, Bauen und Umwelt in der Henstedt-Ulzburger Gemeindeverwaltung. Da noch keine Erfahrungen mit solchen Beweidungsformen gemacht wurden, soll ein Nutzungsvertrag auf drei Jahre beschränkt werden, damit noch lenkend eingegriffen werden kann.

Umgesetzt werden muss das Projekt in jedem Fall: Das 30 Hektar große Gebiet ist eine Ausgleichsfläche für überplante Bauflächen im Gewerbegebiet auf der anderen Seite des Autobahnzubringers (Bebauungspläne 126 und 127). Diese Bebauungspläne können erst rechtswirksam werden, wenn Ausgleichsflächen geschaffen wurden. Der Naturraum Siebenstücken soll ein Ersatzlebensraum für europaweit geschützte und gefährdete Offenlandvögel wie Kiebitze und Feldlerchen sein, die derzeit auf der anderen Straßenseite zu finden sind. Im künftigen Baugebiet wurden außerdem Austernfischer, Fasane, Flussregenpfeifer, Rohrammern und Wiesenschaftsstelzen kartiert. Auch für diese Vogelarten muss Ersatzlebensraum geschaffen werden. Der Besatz mit Auerochsen soll die biologische Vielfalt besser fördern als eine regelmäßige Mahd.

Der Auerochse oder Ur ist der Stammvater aller Haurinder. Einst waren diese Wildrinder über weite Teile Europas, Asiens und Nordafrikas verbreitet. Vor über 300 Jahren ist er ausgestorben. Vor 80 Jahren wurde damit begonnen, das Rind zurückzuzüchten, europaweit grasen heute etwa 3000 dieser "neuen Auerochsen" auf den Weiden. 733 000 Euro investiert die Gemeinde in die naturnahe Gestaltung der Fläche. Dafür wird auch ein Regenrückhaltesystem mit verschiedenen Becken, Nachläufen und Weihern geschaffen.