Gegen Heinrich W. ermittelt nun die Mordkommission . Der 48-Jährige soll in Norderstedt versucht haben, seine Frau zu töten.

Norderstedt. Die Haustür ist mit einem Polizeisiegel verklebt, die Kripo hat die Spuren gesichert. Die Ermittler der Mordkommission haben ihre Arbeit in der weißen Doppelhaushälfte am Weg am Denkmal in Norderstedt beendet. Die 47-jährige Bärbel W., die in dem Haus lebte, ringt immer noch im Hamburger Krankenhaus Heidberg mit dem Tod. Ob sie überleben wird, wissen die Ärzte nicht. Zu schwer sind die Verletzungen, die ihr 48 Jahre alter Ehemann ihr zugefügt hat. Heinrich W. wurde noch am Tatort festgenommen.

"Er steht in dringendem Tatverdacht, die Frau aus Norderstedt lebensgefährlich verletzt zu haben", sagt Polizeisprecher Matthias Arends. Der Hamburger, der getrennt von seiner Frau lebt, hatte am Donnerstag selbst gegen 13.30 Uhr die Polizei angerufen. "Ich habe sie getötet", sagte er. Polizei, Notarzt und Rettungswagen rasten zu dem Einfamilienhaus. Dort ließ sich der Mann widerstandslos festnehmen.

In dem Haus begann ein dramatischer Kampf des Notarztteams um das Leben der Frau. Heinrich W. hatte seine Frau mit Schlägen traktiert und sie gewürgt. "Eine Waffe war nicht im Spiel", sagt ein Polizist.

Den Rettern gelingt es, Bärbel W. wiederzubeleben. Die drei minderjährigen Kinder waren zum Zeitpunkt der Tat nicht im Haus. "Sie werden betreut", sagt Polizeisprecher Arends. "Sie haben von der Tat nichts mitbekommen."

Warum es zu dem massiven Gewaltausbruch kam, ist bislang unklar. "Zu Motiven beziehungsweise Hintergründen der Tat können bislang keine Angaben gemacht werden", erklärt Arends, "eine Beziehungstat scheint nach derzeitigem Ermittlungsstand jedoch nicht ausgeschlossen."

Das Amtsgericht Norderstedt erließ Haftbefehl wegen Totschlags

Heinrich W. hat sich bei den Vernehmungen der Mordkommission über die Tat nicht geäußert und lässt sich von einem Anwalt vertreten. Die Spezialisten aus Kiel arbeiten bei der Aufklärung des Verbrechens mit ihren Kollegen von der Norderstedter Kriminalpolizei zusammen. Freitagmittag wurde der Tatverdächtige einem Haftrichter beim Amtsgericht Norderstedt vorgeführt, der Haftbefehl wegen Totschlags erließ. Offenbar geht der Richter nicht von einer geplanten Attacke gegen Bärbel W. aus. Die Umstände sprechen für eine Tat im Affekt.

In der Zelle in der Untersuchungshaftanstalt in Neumünster wird Heinrich W. jetzt auf seinen Prozess warten. Der 48-Jährige kommt aus einer alteingesessenen Hamburger Familie, deren Mitglieder seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Lotsen auf der Elbe tätig sind. Die Familie ist stolz auf ihren Stammbaum, der im Internet umfangreich dokumentiert ist.

Bärbel W. ist in der Freien evangelischen Gemeinde Norderstedt am Falkenkamp ehrenamtlich tätig. Sie begleitet Gottesdienste und andere Veranstaltungen auf der Orgel und leitet den Kinderchor, den Sternenchor. Während der Landesgartenschau in Norderstedt spielte sie auch im Himmelszelt am Feldpark zu Gottesdiensten auf der Orgel und sang dort ebenfalls mit dem Kinderchor der Gemeinde. Auch in Altenheimen traten die Kinder gemeinsam mit Bärbel W. auf.

"Ich hätte nie geglaubt, dass in dieser Familie so etwas passiert"

Bis zum Freitagmittag suchte die Spurensicherung in dem Haus nach Hinweisen. Die Experten der Kieler Polizei hatten am Donnerstagnachmittag mit ihrer Arbeit begonnen, die bis in die Nacht hinein dauerte. Die schlichte Doppelhaushälfte liegt direkt an der Kreuzung zur Falkenbergstraße im Norderstedter Ortsteil Harksheide. An der alten Eiche im Vorgarten hängt eine selbst gebastelte Holzschaukel, vor der Haustür liegt ein weißes Kanu. Der Basketballkorb am Carport ist abgerissen, und im weitläufigen Garten hinter dem Haus stehen neben zwei Klettergerüsten samt Rutsche auch ein Trampolin und ein Kaninchengehege. Das große Grundstück ist zur Falkenbergstraße hin durch eine hohe Hecke von den Blicken der Nachbarn abgeschirmt.

Die sind von der Tat geschockt. "Ich hätte nie geglaubt, dass in dieser Familie so etwas passiert. Eine Trennung ist ja nichts Ungewöhnliches. Die beiden wirkten immer sehr beherrscht", sagt ein Anwohner. Auch anderen Nachbarn zufolge lebt die Familie eher zurückgezogen. Erklären kann die Tat keiner.