Die beiden Brüder Saber und Hosni Erkeif, die in Norderstedt ein Eiscafé betreiben, haben derzeit keinen Kontakt zu ihren Verwandten.

Norderstedt. Traurig und zornig zugleich sitzt Saber Eskeif vor seinem Kaffee. Sein Bruder Hosni kann die Tränen kaum zurückhalten. Die Brüder sind voller Sorge um ihre Familie in Syrien, in Aleppo, die Stadt, die Tag und Nacht bombardiert wird, in der ein Präsident - wie im ganzen Land - sein Militär auf sein eigenes Volk schießen lässt.

"Vor Tagen konnten wir noch mit Handy oder Internet miteinander sprechen. Aber jetzt sind alle Leitungen gekappt, und wir sind in furchtbarer Sorge, denn es sterben bis zu 150 Menschen pro Tag in diesem grausamen Bürgerkrieg", sagt Saber Eskeif. Die Brüder, Inhaber des Eiscafes Gepetto am Schmuggelstieg in Norderstedt, sind zwei von 13 Geschwistern, vier leben in Norderstedt und Hamburg, sieben Brüder und zwei Schwestern in Aleppo. "Unsere Familie dort ist sehr groß, noch größer sind aber unsere Sorgen um ihr Leben", sagt Saber Eskeif.

Die Familie Eskeif hat ein großes Haus in Aleppos Stadtteil Salach El Din

Am 20. Juli erreichte der Befreiungskampf der Syrer auch Aleppo, nach Damaskus die zweitgrößte Stadt Syriens. Die Familie Eskeif lebt dort seit Generationen, hat ein großes Haus im Stadtteil Salach El Din. "Doch jetzt haben sie das Haus verlassen und ziehen immer wieder woanders hin, wo es sicherer ist", sagt Saber Eskeif.

"Der Tod kommt von oben, von den Bomben des Regimes", sagt Hosni Eskeif. Die Straßenkämpfe seien nicht so schlimm, doch vor den Bomben aus der Luft könne keiner weglaufen. Vor einigen Tagen stöberte einer seiner Brüder im Haus der Familie Rebellen auf. "Sie entschuldigten sich, meinten, sie würden nichts zerstören, sie wollten das Haus nur vorübergehend als Unterschlupf nutzen, und das ist völlig in Ordnung", sagt Saber Eskeif.

Für die Brüder sind die syrischen Rebellen Freiheitskämpfer, die das syrische Volk von einem Diktator und seinem gnadenlosen Regime befreien wollen. Was danach kommt? Man wird sehen. Die Eskeifs hören und sehen ständig Nachrichten aus Syrien, beispielsweise vom arabischen TV-Sender al-Dschasira, der gerade meldete, dass Assads Bruder Maher, der gefürchtete Chef des syrischen Sicherheitsapparats, beim Attentat auf Assad am 18. Juli beide Beine verloren habe und im Sterben liege.

"Auch Assad hält sich nicht mehr lange", hoffen Saber und Hosni Erkeif, "sein Kopf rollt und sucht nur noch sein Loch." Für sie ist die Bewaffnung der Rebellen logisch: "Sie haben monatelang friedlich demonstriert, während Assad die Waffen geschickt und sein eigenes Volk zusammengeschossen hat." Empört sind sie über Russland, China und den UN-Rat: "Das ist doch nur Blabla, wo bleiben denn die Menschenrechte?"

Saber Eskeif erhielt 1977 als 20-Jähriger ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung, um in Deutschland Wissenschaftspolitik zu studieren. Er verliebte sich, heiratete, zog nach Hamburg, gab das Studium auf und kaufte 1986 das Eiscafé Gepetto in Norderstedt. Sein Bruder Hosni folgte ihm aus Syrien ebenso wie zwei weitere Brüder, die alle mit ihren Familien in Hamburg und Norderstedt leben.

Baschar al-Assad tyrannisiert das syrische Volk

"Ich fliege alle zwei bis drei Jahre nach Aleppo, doch nach 35 Jahren bin ich hier in Deutschland zu Hause", sagt Saber Erkeif. Was bleibt, ist die tiefe Sorge um das Leben der Familie unter dem Assad-Regime. "Doch es ist vorbei mit ihm", hofft Saber Eskeif. 40 Jahre hätten Baschar al-Assad und sein Vater Hafiz al-Assad das syrische Volk tyrannisiert. "Jetzt brauchen die Syrer dringend den Wechsel, das Land muss sich erholen, um wieder aufzublühen", sagen die Brüder.

Und: "Wenn die Freiheitskämpfer Aleppo kontrollieren, wird Assad die Macht übers ganze Land verlieren." Spätestens dann können die Brüder in Deutschland wieder mit ihren Verwandten in Aleppo telefonieren und ruhig schlafen.