In Norderstedt müssen 117 Straßenbäume gefällt werden, weil sie die Verkehrssicherheit gefährden. Betriebsamt übernimmt Fällungen.

Norderstedt. Gefahr droht im Straßenverkehr nicht nur auf, sondern auch neben der Straße. Der Baum - oder wie der Beamte sagt das "Straßenbegleitgrün" - kann zum lebensgefährlichen Problem am Straßenrand werden. Dann nämlich, wenn er morsch wird und droht abzubrechen. Das Team Baumpflege vom Norderstedter Betriebsamt hat in den vergangenen Monaten intensiv die Bäume an den Straßen der Stadt geprüft. Ergebnis: 117 Straßenbäume müssen fallen, weil die Verkehrssicherheit gefährdet ist.

Das Kreischen der Motorsäge wird in den nächsten Wochen also in vielen Straßen im Stadtgebiet zu hören sein. Ein Team des Betriebsamtes wird die meisten Fällungen übernehmen. "Ein Teil der Aufträge haben wir aber an Fremdfirmen gegeben. Unsere Leute schaffen das sonst gar nicht", sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt. Die Stadt ist verpflichtet, für die Verkehrssicherheit auf ihren Straßen zu sorgen. Stürzt ein Baum oder ein Teil davon auf die Straße, verursacht so einen Unfall oder erschlägt einen Fußgänger, dann muss die Stadt haften. "Die Versicherungsfrage ist aber eher zweitrangig. Uns geht es in erster Linie darum, diese Unfälle weitestgehend auszuschließen, damit die Bürger sich sicher fühlen. Deswegen sind wir da sehr sorgfältig", sagt Borchardt.

+++ Straßenbäume werden jetzt zurückgeschnitten +++

Am Montag rückt das Team des Betriebsamtes an die Straße Schleswiger Hagen ganz im Norden der Stadt aus. Die Straße führt an einigen Wohnhäusern vorbei und zur AKN-Haltestelle Haslohfurt. Eine Birke steht offensichtlich verdorrt und völlig entblättert in einem Knick am Straßenrand. Kay Lübcke, Einsatzleiter Baumpflege, klopft mit einem Gummihammer den Stamm ab. Es klingt dumpf, an manchen Stellen hohl. Einer der beiden Stämme des Baumes ist bereits abgebrochen und hängt in einer Eiche daneben. Es ist also höchste Zeit, den Rest zu entfernen.

"Nicht bei allen Bäumen ist es so offensichtlich wie bei diesem", sagt Helen Lehmann. Die Fachingenieurin vom Betriebsamt kennt sich aus mit den Bäumen in Norderstedt und kann durch Augenschein entscheiden, ob ein Baum gesund ist oder nicht. "Sichere Zeichen für den Verfall eines Baumes sind abgestorbene Äste, aber auch große Pilze, die sich bereits außen am Stamm oder im Wurzelbereich zeigen", sagt Lehmann. Wenn ein Baum lediglich blassgrüne Blätter trägt, könne es auch sein, dass es um seine Leitungsfähigkeit im Stamm nicht mehr gut bestellt ist. "Einmal im Jahr prüfen wir die Straßenbäume, die infrage kommen", sagt die Ingenieurin. Bei den 117 Bäumen, die jetzt überall in der Stadt gefällt werden müssen, seien sicherlich auch welche dabei, die alles andere als krank aussehen - für den Laien. "Äußerlich erscheinen die Bäume völlig gesund. Sie sind voll belaubt. Und trotzdem kann im Inneren des Stammes ein Pilz gewütet haben", sagt Lehmann.

Ein Zeichen dafür ist der Specht, der sich bevorzugt solche Bäume für den Bau einer Baumhöhle aussucht. Nur in das morsche Holz kann er mit seinem Schnabel ein ausreichend großes Loch hacken. Obendrein findet er dabei noch jede Menge Futter, also Insekten, die das kranke Holz befallen haben.

An der Birke am Schleswiger Hagen macht sich jetzt Lars Brodowski vom Betriebsamt zu schaffen. Auf einer Hebebühne fährt er mit der Kettensäge in der Hand am Stamm empor. Bevor er beginnt, die Äste des Baumes abzusägen und schließlich Stück für Stück den Stamm zu zerlegen, prüft er an der Bruchstelle des Baumes die entstandene Baumhöhle. "Falls dort jetzt noch ein Specht seine Brut aufzieht oder es sich eine Fledermaus darin gemütlich gemacht hat, brechen wir die Sägearbeiten ab und warten, bis die Tiere verschwunden sind", sagt Helen Lehmann. In diesem Fall würde der Baum lediglich gesichert.

Die Birke jedoch ist gänzlich unbewohnt, und Lars Brodowski setzt die Kettensäge an. Die nach unten fallenden Äste und Stammteile werden von seinem Kollegen Sven Lünstäden gleich in einen Häcksler geworfen. Aus einem vielleicht zehn Meter hohen Baum wird in wenigen Minuten ein Haufen Holzsplitter. Nur ein Stammstumpf bleibt stehen - als Biotop für Insekten.

Die für den Häcksler zu dicken Stammteile werden mit der Kreissäge grob zerlegt. "Die Splitter verwenden wir als Mulch auf den Beeten der Stadt. Der Rest des Holzes kommt in den Handel", sagt Helen Lehmann. Wer also noch Brennholz für den Winter braucht, kann sich an das Betriebsamt wenden. Die Tonne Holz wird dort mit etwa 50 Euro gehandelt.

Wer Fragen zur Fällung eines Baumes in seiner Straße hat, wendet sich an Helen Lehmann unter Telefon 040/53 59 51 49.