Am Donnerstag hat die Norderstedter Version der Operette “Im weißen Rössl“ Premiere im Kulturwerk am See. Es soll bald sogar neu verfilmt werden.

Norderstedt. Wenn die Wirtin mit dem Gast flirtet und dem Kellner, der sie heimlich unheimlich liebt, eine Schelle und anschließend die Kündigung verpasst, ist Zoff. Und wenn sich dann noch der Kaiser höchstpersönlich ankündigt, steigt das Stimmungsbarometer fast bis zum Herzkasper. Zugegeben, die Operette "Im weißen Rössl" von Ralph Benatzky ist vielleicht ein alter Hut. Aber wenn sie so neu und modern daher kommt, wie jetzt von Regisseur Frank Düwel aufgelegt, wird es ein sehens- und hörenswerter Musiktheater-Abend.

In Norderstedt steht das Kult-Stück, das demnächst sogar wieder neu verfilmt werden soll, ab Donnerstag, 23. August, auf der Bühne. Diesmal im neuen Kulturwerk am See, diesem Bühnenhaus mit den ganz speziellen Charme, und nicht Open-Air wie im letzten Jahr, als es völlig verregnete. Trotzdem verspricht Düwel dem Publikum mitsamt dem Ensemble keinen ganz trockenen Abend. "Die Leute werden vor Vergnügen Tränen lachen", sagt Rüdiger George, Leiter der Musikschule Norderstedt, in deren Musiktheater-Akademie Norderstedts neueste Rössl-Produktion entsteht.

"Das Spannende ist dieser wunderbare Mix von Profi-Schauspielern und -Sängern für die Solo-Nummern und ausgebildete Amateure in den kleineren Rollen und im Chor", sagt Frank Düwel. Der wiederum ist gestandener Regisseur und Geschäftsführer der Norden-Theaterproduktion Hamburg.

Als Wirtin steht beispielsweise eine Sopranistin mit starker Stimme auf der Bühne. Simone Voicu-Pohl stemmt die Rolle mit Bravour, und ihre modulationsreiche Stimme gibt der Aufführung ein starkes, vor allem auch komödiantisches Flair. "Es bringt einfach Freude, diese von Männern so charmant bis verzweifelt umworbene Wirtin zu spielen, da ist Pfeffer drin", sagt Voicu-Pohl, die auch in vielen Opern an deutschsprachigen Bühnen tragende Rollen singt.

Die Wirtin verknallt sich in den smarten Dr. Siedler, den Ralf Hutter singt und spielt. Der Hamburger macht auch gern Kabarett und ist damit ein Garant für anspruchsvolle Komik.

Die Ohrenweide kommt von Dirigent Frank Engelke mit seinem Rössl-Ensemble, einer Bursch'n-Band in Krachledernen und dem Chor. Die Augenweide schneiderte Kostümbildnerin Almut Blanke, und ihr fiel so manch anspielungsreiches Detail für stramme Mieder und Wadenwärmer ein.

Besonders froh sind Schauspieler, Sänger und Chor, dass sie ohne Verstärkung singen und sprechen können. Dadurch entfällt das Verknoten und Verschnüren mit Kabelsalat und hässlich machenden Mikrofonen am Kopf und in den Kostümen. Die Spieler können sich frei bewegen, Temperamentsausbrüche werden nicht sofort mit Knalleffekten in den Raum geschossen. Das "Rössl"-Orchester spielt von der Empore im großen Saal des Kulturwerks am See. "Das ist ein spannendes Gefühl, wir spielen quasi wie ein Zirkus-Orchester von oben herab", sagt Frank Engelke.

Neu im Ensemble sind Katerina Fridland als Ottilie, Marie-Christine Banga als Klärchen und Mario Radosin als naseweiser Piccolo. Fridland ist Hamburgerin, sang beim Staatsopern-Chor "Die Alsterspatzen", wurde vielfach ausgezeichnet und singt auch heute in Produktionen der Staatsoper. Banga ist Wienerin und spielt auf vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum, Radosin macht klassisches Theater.

Für alle Sitzplatz-Kategorien gibt es noch Karten. Wer im Dirndl oder in Krachledernen kommt, erhält einen Rabatt von drei Euro. Die Aufführungen: 23. August (Premiere), 24. bis 26. August, 20. bis 23. September, jeweils 20 Uhr, im Kulturwerk am See, Am Kulturwerk 1. Karten zu zwölf, 17 und 22 Euro gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/30 98 71 23, unter kartenbestellung@norderstedt.de per E-Mail und an der Abendkasse.