Heute stellen wir Ihnen in unserer Firmenserie “Fit in die Zukunft“ das Volkswagen Vertriebszentrum Nord in Norderstedt vor.

Norderstedt. Es ist kurz nach 8 Uhr. Für Athanasia Palatiou, 35, beginnt ein langer Arbeitstag. Seit acht Jahren sitzt sie im VW Vertriebszentrum Nord in Norderstedt hinter dem Empfangstresen. Doch seit einiger Zeit geschehen in der Eingangshalle ungewöhnliche Dinge: Direkt neben dem Aufzug stehen jeden Morgen Kisten mit knackigen Äpfeln und goldgelben Bananen. Alle Mitarbeiter dürfen sich so viel Obst, wie sie möchten, mit an ihren Arbeitsplatz nehmen.

Diese Idee brachte Matthias Wiesemann ein, als er vor zwei Jahren seinen Job als Niederlassungsleiter des VW Vertriebszentrums Nord antrat. "Die Mitarbeiter müssen ihren Arbeitstag gut gelaunt beginnen", sagt der 47 Jahre alte ausgebildete Kfz-Mechaniker aus Henstedt-Ulzburg, der in Kassel aufwuchs und hier seine berufliche Karriere startete - in der Stadt, in der heute das VW-Teile-Zentrallager für ganz Deutschland beheimatet ist.

Die Sache mit dem Obst ist nur eine von vielen Initiativen Wiesemanns. "Wir zahlen die höchsten Löhne in der Branche, und für neue Ideen gibt es Bonuszahlungen", so der Niederlassungschef. Regelmäßig sitzt er mit Betriebsrats-Mitgliedern zusammen und bespricht Sorgen und Probleme der Belegschaft. Auch Frauen tragen in der Firma Verantwortung: Beim Warenausgang gibt es extra eine Halle für 50 Mitarbeiterinnen. Ursula Kruse aus Hamburg ist hier schon seit zwölf Jahren als Kommissioniererin tätig.

Matthias Wiesemann geht durch die riesigen Hallen. Hier herrscht Hochbetrieb. Manfred Czekalla, schon seit 41 Jahren bei VW in Lohn und Brot, fährt mit einem mächtigen Seitenschub-Master durch die Gänge. Die Stimmung ist gut, Chef und Mitarbeiter begrüßen sich auch schon mal mit einem Schulterklopfen. Rechts und links stapeln sich in den Hochregalen viele Tausend Autoteile.

Täglich werden im Schnitt 3500 Wareneingangspositionen (Originalteile), 700 Positionen Gewährleistungsteile sowie 300 Positionen Zubehör verarbeitet. Sie werden hauptsächlich in Güterwagen der Deutschen Bahn über den hauseigenen Gleisanschluss - den einzigen im Industriegebiet Norderstedt-Nord - angeliefert.

Kommissionierer Manfred Szekalla schaut auf seinen Auftragszettel, viel Zeit zum Zusammenstellen der Ware hat er nicht. Sie soll noch am selben Tag in Bremen ausgeliefert werden, in einem der 313 Volkswagen/Audi-Partnerbetriebe. Die logistische Hauptaufgabe von VZ Nord besteht in der Versorgung der Servicepartner-Betriebe der Marken VW, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Skoda. Alles wird geliefert - von der kleinsten Dichtung bis zum V8-Motor. Selbst das Toilettenpapier kommt aus Norderstedt.

Matthias Wiesemann nennt die Basisleistungen von VZ Nord: "Unser Lieferservice läuft rund um die Uhr, wir liefern taggleich zweimal, und zu 99 Prozent sind wir pünktlich." Dabei spielen besonders die Mitarbeiter des Warenausgangs eine große Rolle. Hier werden die kommissionierten Teile der richtigen Tour und dem bestellenden Partnerbetrieb zugeordnet. Auf 7400 Quadratmetern mit 24 Überladebrücken und neun Versandbahnhöfen werden täglich durchschnittlich 33 000 Positionen abgefertigt.

Dabei erfüllt Projektleiter RFID Pascal Mousorno aus Norderstedt eine wichtige Aufgabe. Über seinen Laptop hat er alles im Griff. Die Abkürzung RFID steht für "Radio Frequenzy Identification" und bedeutet so viel wie Funkerkennung. Dieses technische System bietet die Möglichkeit, die Daten der Ware zu lesen und zu speichern, ohne dass die Ware berührt werden oder sie in Sichtkontakt sein muss. "Ich weiß jederzeit, ob auf den Fahrzeugen, die beladen werden, auch die richtige Ware liegt", sagt Pascal Mousorno.

Zur Sicherheit prüft an diesem Tag bei Tor 4 auch noch Carina Erdwiens, welche Teile auf ihrem Kleinlaster landen. Die 22-jährige Kurierfahrerin aus Aurich, seit einem Jahr bei VW, beginnt heute mit einer Kurzfahrt zum Wiesendamm in Hamburg, täglich legt sie bis zu 600 Kilometer zurück.

Vom Vertriebszentrum Nord aus gibt es 48 Regeltouren und 34 taggleiche Anlieferungen. Seit Mai 2011 beliefert das Vertriebszentrum Nord auch die 128 dänischen VW-Partnerbetriebe. Täglich fahren sechs Sattelzüge Richtung Skandinavien. Auch eine Idee des Niederlassungsleiters, der bei den dänischen Partnern auch ein neues Computersystem eingeführt hat.

Matthias Wiesemann denkt schon an eine Ausweitung des Firmengrundstückes in Norderstedt. "Aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik und hängt von verschiedenen Kriterien ab", sagt der Familienvater.

Der Hobbyläufer, der schon manchen Marathonlauf absolviert hat, geht seinen Mitarbeitern mit gutem Beispiel voran. Anstatt Currywurst mit Pommes in der Firmenkantine gibt es für ihn heute einen knackigen Apfel und eine goldgelbe Banane zum Mittagessen.

Am nächsten Montag berichten wir über die Firma IAS Industrial & Airborn Systems in Henstedt-Ulzburg.