Die FDP-Politiker im Kreis Segeberg stehen hinter Wolfgang Kubicki und seinen markigen Ankündigungen. Dennoch Verärgerung bei Liberalen.

Kreis Segeberg. Gerade legt die FDP im aktuellen Deutschland-Trend einen Prozentpunkt zu und darf mit fünf Prozent zumindest auf einen Wiedereinzug in den nächsten Bundestag hoffen - da holt der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki im großen Stil gegen die eigene Partei aus und verärgert nicht wenige Liberale im Land, die die Geschlossenheit der Partei wollen und keine "Störfeuer" aus Kiel.

Bei der Basis der Liberalen im Kreis Segeberg kommen die kernigen Botschaften ihres Kieler Fraktionschefs allerdings ganz gut an. "Kubicki hat in Kiel ein Super-Ergebnis eingefahren. Jetzt empfiehlt er sich für die Bundespolitik", sagt Norderstedts FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Schroeder. Kubicki sage, was er denkt und sei ja bekannt für seine "klare Kante". Dass er Parteichef Philipp Rösler im Falle eines Nichteinzuges in den niedersächsischen Landtag nach der Wahl im Januar infrage stellt und lieber Christian Lindner an der Spitze der FDP sehen will, kann Schroeder nachvollziehen. "Der Neuanfang der FDP unter Rösler war keiner, dafür gibt es jetzt in der Europa-Partei FDP Kräfte, die die europäische Idee atomisieren wollen", sagt Schroeder. Mit Kubickis Kurs, im Bund die Ampelkoalition mit SPD und Grünen unter einem Kanzler Peer Steinbrück zu suchen, sympathisiert Schroeder. "Ich versuche als Liberaler in Norderstedt, immer die guten Ideen anderer Parteien aufzugreifen - ganz egal ob SPD, Grüne oder Linke. Koalitionen sind Zweckbündnisse, keine lebenslangen Ehen", sagt der Norderstedter. Die FDP sei nicht der ewige CDU-Partner und habe im Rechtsstaats-Bereich heute schon mehr Überschneidungen mit den Grünen als mit den Christdemokraten, sagt Schroeder.

Für die FDP-Kreisvorsitzende Katharina Loedige macht ein möglicher Sprung von Wolfgang Kubicki nach Berlin durchaus Sinn. "Wenn er tatsächlich in den Bundestag will, würde ich es befürworten", sagt die gerade aus dem Landtag ausgeschiedene Politikerin, die auch als Beisitzerin dem schleswig-holsteinischen FDP-Landesvorstand angehört. "Er kann es sicherlich schaffen, die FDP auch auf Bundesebene aus dem Tief zu holen, ob es ihn aber glücklich macht, ständig in Berlin zu agieren, ist eine andere Sache." Die Aussagen Kubickis zur Ablösung des Parteichefs Rösler durch Christian Lindner will Katharina Loedige indessen so nicht stehen lassen. "Das hat er so nicht gemeint", glaubt die FDP-Kreisvorsitzende aus Kaltenkirchen. Sollte die Landtagswahl in Niedersachsen für die FDP allerdings daneben gehen, so müsste ihrer Ansicht nach tatsächlich über den Parteivorsitzenden Rösler nachgedacht werden. Katharina Loedige geht davon aus, dass Wolfgang Kubicki das ebenfalls so sieht. Eine Koalition auf Bundesebene mit der SPD hält sie für nicht ausgeschlossen, weil CDU und SPD schließlich nicht aneinandergekettet seien. Zwischen Steinbrück und Kubicki bestehe zudem eine Freundschaft aus gemeinsamen schleswig-holsteiner Tagen.

Wolfgang Schnabel, Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion, stuft die Aussagen Kubickis als "überlegenswerte Gedanken" ein. Philipp Rösler ist in den Augen des Kreispolitikers zwar kompetent, aber bundespolitisch wenig auffällig. Seinem Parteifreund Wolfgang Kubicki traut es Schnabel zu, die FDP auf Bundesebene voranzubringen, obwohl sein Abgang nach Berlin aus seiner Sicht ein Verlust für die Landespolitik in Schleswig-Holstein wäre. "Vielleicht hat Wolfgang Kubicki aber auch nur einen Luftballon starten lassen, um die Reaktionen zu beobachten."

Der verbale Schritt in Richtung einer von Peer Steinbrück gesteuerten SPD kommt für Wolfgang Schnabel nicht überraschend. "So etwas hat Wolfgang Kubicki ja nicht zum ersten Mal geäußert", sagt der Segeberger Kreistagsabgeordnete. "Grundsätzlich kann die FDP natürlich mit allen Parteien eine Koalition eingehen." Peer Steinbrück stehe wie Wolfgang Kubicki für einen stringenten marktwirtschaftlichen Kurs.