Das Gebrauchtwarenhaus an der Stormarnstraße in Norderstedt ist eröffnet und bietet 50.000 Artikel für Schnäppchenjäger. “Alles für alle“, so das Motto.

Norderstedt. Ein schickes Paar Herrenslipper, eingelaufen und bequem, für sieben Euro. Ein weinroter Ledersessel, gut gepolstert, der sofort Whisky, Zigarre und Kaminzimmer vors geistige Auge holt für 499 Euro, oder ein komplettes Jugendzimmer für den gleichen Preis - das gibt es im Gebrauchtwarenhaus Hempels. Gestern haben Baudezernent Thomas Bosse, Martin Sandhof, Leiter des städtischen Betriebsamtes, und Warenhaus-Chef André Klinger den neuen Laden für alte Sachen offiziell eröffnet.

Die Stadt betreibt das Warenhaus für ausrangierte Möbel, Bücher, Lampen und Textilien. In dem ehemaligen Druckerei-Gebäude an der Stormarnstraße 34-36 finden alle, die gern stöbern oder gezielt suchen, auf 1700 Quadratmetern ein großes und aufgeräumtes Sortiment. Rund 50 000 Artikel stehen auf dem Boden, hängen an Kleiderständen oder ruhen in Regalen.

Hier können alle einkaufen, es gibt einen Sozialrabatt von zehn Prozent

Keine Spur von Ramsch oder Resterampe, obwohl es auch im neuen Großkaufhaus eine Fundgrube und eine 50-Cent-Ecke gibt. "Wir bieten alles für alle", nennt Betriebsamtsleiter Sandhof das Motto.

Fündig werden können hier diejenigen, die gut und möglichst günstig kaufen wollen, die Raritäten suchen, aber auch diejenigen, die nicht viel Geld für die ganz normalen Haushaltswaren, Spielzeug, Kinderwagen oder Kleidung ausgeben wollen oder können. Hier gibt es Jeans für vier Euro, den Spielzeugbagger für zwei, das Sofa für 30 Euro.

"Wir wollen unterschiedliche Zielgruppen ansprechen", sagte Bosse. So finden junge Leute mit schmalem Budget Komplett-Ausstattungen für die erste eigene Bude. Zum Jugendzimmer, das gleich hinter dem Eingang gut sichtbar aufgebaut ist, gehören vom Bett und Tisch, über Schrankwand und Lampe bis hin zu den Gardinen alles, was in ein Zimmer hineingehört.

Antikfreunde können im neuen Second-Hand-Geschäft Kristallgläser ebenso entdecken wie den abgewetzten Ledersessel im Vintage-Stil - die guten Stücke aus den 20er- bis 70er-Jahren erleben gerade ihre Renaissance und sind heiß begehrt. "Hast Du schon Hard-Rock entdeckt?", fragt ein älterer Herr mit weißem Schnauzer, wenigen aber längeren Haaren, seinen Begleiter. Der schüttelt den Kopf, während er das Cover einer alten Langspielplatte von Marianne Faithfull studiert.

"Bücher gehen gut, Glas, Porzellan und Spielwaren auch", fasst der Betriebsleiter seine ersten Eindrücke zusammen. Schon bevor Klinger gestern die rot-weiße Kette wegzog und damit den Eingang offiziell freigab, konnten Interessierte am Montag stöbern und kaufen. 168 zahlende Kunden meldete die Statistik für den ersten, inoffiziellen Verkaufstag. Damit ist die Stadt zufrieden, Bosse und Sandhof setzen darauf, dass sich die neue städtische Einrichtung auf Dauer nicht nur trägt, sondern einen Überschuss erwirtschaftet.

Fürs erste Jahr sind 97 000 Euro Betriebs- und Herstellungskosten, 177 000 Euro Ausgaben fürs Personal und 50 000 Euro Miete kalkuliert. Das Geld kommt aus den Abfallgebühren, die dennoch stabil bleiben. "Und damit das auch künftig so bleibt, brauchen wir die Überschüsse aus dem Betrieb des Gebrauchtwarenhauses", sagt Sandhof.

Doch es gehe nicht nur darum, das Projekt wirtschaftlich zu betreiben, sondern auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. "Das bedeutet die Abkehr von der Wegwerf-Gesellschaft", schreibt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote in seinem Grußwort für die Werbebroschüre. Und Sandhof ergänzt: Wer Sperrmüll abholen lassen will, sollte automatisch gucken, was noch brauchbar ist und ins Gebrauchtwarenhaus gehört. Die Mitarbeiter holen die Möbel auf Wunsch auch ab.

Es musste ein Name mit Geschichte sein, Hempels passt da prima

Auf Dauer werden drei Mitarbeiter des Betriebsamtes und vier von den Norderstedter Werkstätten die Waren annehmen, einräumen, auszeichnen, kassieren und die Buchhaltung machen. Während der Startphase unterstützen weitere Mitarbeiter des Betriebsamtes das Kernteam.

Zu einem Gebrauchtwarenhaus passt kein neu klingender Name. "Es musste was mit Geschichte und Patina sein", sagt Bosse. So fiel die Wahl auf einen Namen, der Teil eines bekannten Spruchs ist: Es sieht aus wie bei Hempels unterm Sofa. Einkaufen kann hier jeder, Inhaber des Sozialpasses bekommen zehn Prozent Rabatt.

Das Gebrauchtwarenhaus an der Stormarnstraße gegenüber von Famila ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, die Warenannahme montags bis donnerstags von 9 bis 15.30 Uhr, freitags bis 12.30 Uhr. Wer etwas abholen lassen will, meldet sich unter Telefon 040/53 59 58 00.