Norderstedt/Neumünster. Stahlbeton und teure Leasing-Fahrzeuge im Wert von insgesamt rund 500 000 Euro soll eine Hamburger Im- und Exportgesellschaft mit Sitz in Norderstedt in nur einem Monat geordert, aber nicht bezahlt haben. Gestern verurteilte das Amtsgericht Neumünster deswegen einen Strohmann zu eineinhalb Jahren Haft wegen Betrugs und Beihilfe. Der 54-jährige polnische Staatsangehörige fungierte als Geschäftsführer, eröffnete Konten und leistete Unterschriften für die Betrügereien. Die Strafe wurde auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

"Der Angeklagte hat sich ausnutzen lassen und für wenig Geld großen Schaden angerichtet", stellte das Gericht fest. Er sei "als Mitläufer in eine Situation geraten, die er nicht überblicken konnte". "Ich kann mich nur entschuldigen für meine Naivität", sagte der nicht vorbestrafte ehemalige Bergarbeiter in seinem Schlusswort. Seine Hintermänner sind nach Aussage einer Kriminalbeamtin "Teil eines Betrugssystems, das von Niedersachsen aus gesteuert wird". Gegen sie wird gesondert ermittelt.

Der 54-Jährige war arbeitslos, als er im Januar 2011 von einem flüchtigen Bekannten mit der Aussicht auf insgesamt rund 2500 Euro nach Deutschland gelockt wurde. Seine Auftraggeber kannte er demnach gar nicht oder nur beim Vornamen. Der Angeklagte wurde im März in Polen festgenommen.

Laut Anklage wurden über die Im- und Exportgesellschaft allein von März bis April 2011 rund 350 Tonnen Stahlbeton bestellt. Die Lieferungen wurden ebenso wenig bezahlt wie mehrere hochwertige Leasing-Fahrzeuge, die bestellt und in Empfang genommen wurden.