221 Motorrad-Oldies starteten in Kaltenkirchen zur Wettfahrt durch den Kreis Segeberg. Die ältesten waren mehr als 100 Jahre alt.

Kaltenkirchen. Der Start wird zum Kraftakt. Drei feste Fußtritte braucht es, bis das bissige Knattern und der Rauch aus dem Auspuff verraten: Der Zweirad-Oldie läuft. Der Fahrer tuckert davon. "Da hat er sich aber einen Sonderapplaus verdient", fordert Egon Müller von den Zuschauern. Der mehrfache ehemalige Speedway-Weltmeister kommentiert ein Großereignis im Oldtimer-Sport: Motorrad-Veteranen aus ganz Europa gingen in Kaltenkirchen an den Start. Mehr als 220 Fahrer und Fahrerinnen aus neun Nationen kämpften am Wochenende um den Sieg bei der 8. Internationalen 2-Tage Motorrad-Veteranen-Fahrt und der 30. Internationalen Windmill Rally für Veteranen-Motorräder - eine der größten internationalen Veranstaltungen für historische Motorräder.

"Da ist Else ja wieder", sagte Müller, der das Geknatter auf dem Festplatz wieder launig und mit viel Herz für die Männer und Frauen kommentierte, die viel Zeit und Geld investieren, um ihre historischen Zweiräder ins Laufen zu bringen. Das Du ist obligatorisch, ohnehin sind die Fans der rollenden Museumsstücke eine eingeschworene Gemeinschaft. Else Holm-Andersen gehörte zur starken dänischen Mannschaft, die vor allem aus Hadersleben und Kolding nach Kaltenkirchen gekommen war. Die Dänin saß auf einer B.S.A, Baujahr 1930 - eher ein Jungspund im Kreis der in Würde gealterten Zweirad-Klassiker.

+++ Kiffen wie die Niederländer: Die Linke will Cannabis legalisieren +++

Der Ur-Veteran hatte mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. Die Achilles mit einem 500 Kubikzentimeter-Motor wurde 1901 in Betrieb genommen, Horts Klett aus Geretsried in Oberbayern ging mit Startnummer drei auf den Rundkursus, der am ersten Tag über Hartenholm, Neumünster, Aukrug, Brokstedt Kellinghusen und Heidmoor zurück nach Kaltenkirchen führte. Am zweiten Tag absolvierten die Fahrer und Fahrerinnen, von denen viele stilecht die passende Lederkleidung angezogen hatten, ihre Runde über Nahe, Itzstedt und Sülfeld zum Zwischenstopp am Schloss Tremsbüttel und weiter an der Kreisstadt Bad Oldesloe vorbei über Leezen und Stuvenborn zurück zum Ausgangspunkt.

Gero Storjohann schickte zwei Lokalmatadoren auf die Strecke

Gero Storjohann schwenkte die Startflagge für zwei Lokalmatadoren: Horst Lipard aus Schmalfeld ging mit seiner Triumph Mod. R., Baujahr 1923, mit der Start-Nummer 67 ins Rennen, Benno Fricke aus Struvenhütten auf seiner BMW aus dem Jahr 1927. "Die historischen Krafträder faszinieren uns. Sie führen uns aber auch vor Augen, welche immensen Fortschritte bei der Sicherheit im Straßenverkehr erreicht wurden. Viele technische Innovationen, die das Fahren heute sicherer machen, hat es zu Zeiten der historischen Fahrzeuge noch nicht gegeben", sagte Storjohann. Der Segeberger CDU-Bundestagsabgeordnete, zugleich Vorsitzender der Landesverkehrswacht Schleswig-Holstein und Schirmherr der Veteranen-Rallye, dankte den Organisatoren. Der Veteranen Fahrzeug Verband, der Motorsportclub Kaltenkirchen im ADAC und die Stadt Kaltenkirchen hätten sich wieder als hervorragende Gastgeber präsentiert. Was dabei herauskam, sah sich der Schirmherr am Start an, wo Müller und sein Team die Teilnehmer im Minutentakt auf die Strecke schickten. Wobei die Oldies sich gelegentlich als störrisch erwiesen. Da mussten die Fahrer mehrfach den Kickstarter treten, selbst mitlaufen, den Kompressionshebel ziehen und die Zündung korrigieren. Keine Startschwierigkeiten hingegen hatte Ralf Gorres, der mit seiner Frau Charlott und Sohn René aus dem niederrheinischen Geldern nach Kaltenkirchen gekommen war. "Wir fahren damit auch zu Hause", sagte der Maschinenbauer. Seine Frau nimmt auf dem Sozius Platz, der Sohn im Beiwagen, und schon rollt die Royal Enfield aus dem Jahr 1926 über die Straßen. Drei Jahre lang hat der Veteranen-Fan seine Maschine liebevoll restauriert, mindestens 600 Stunden investiert, damit der Motor mit knapp 1000 Kubikzentimetern rund läuft und das Fahrgestell blitzt und blinkt. Das Trio ging mit Startnummer 108 auf die Strecke.