Die Türkische Gemeinde in Norderstedt lädt Gäste zum Fasten in die Moschee ein. Insgesamt dauert der Ramadan dauert vier Wochen.

Norderstedt. Haben Sie auch schon gemerkt, dass einige Ihrer Kollegen, Freunde oder Bekannte seit Freitag etwas launischer sind, obwohl sie sonst stets fröhlich durchs Leben gehen? Haben Sie eine verstärkte Hektik bemerkt, vor allem in den Abendstunden, besonders im Supermarkt, wenn die letzten Einkäufe erledigt werden? Was verbirgt sich hinter dieser Betriebsamkeit? Viele Menschen wissen nicht, dass bei den Muslimen der Fastenmonat Ramadan begonnen hat.

Auch wenn dieser Monat in der islamischen Welt als "Herrscher über die restlichen elf Monate" gilt, erwartet die Muslime eine schwierige Zeit. Denn jetzt heißt es vom Beginn der Morgendämmerung bis zum endgültigen Verschwinden des Sonnenlichts am Abend auf Essen und Trinken sowie auf andere Genussmittel zu verzichten, ohne dabei die Arbeit und andere Verpflichtungen zu vernachlässigen.

Auch die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Norderstedt, die 1986 gegründet wurde, hat sich mit seinem Vorstandsvorsitzenden Kemal Özer auf diesen für die 3000 Norderstedter Muslime besonderen Monat vorbereitet. Hierzu wurden rechtzeitig die Ramadankalender gedruckt und die Moschee an der Straße In de Tarpen einem "Frühjahrsputz" unterzogen. Außerdem plant der Vorstand, für die kommenden Wochenenden ein Fastenbrechen für seine 212 Mitglieder und für interessierte Besucher zu organisieren. Fastenbrechen ist der Zeitpunkt am späten Abend, auf den alle Muslime warten. Dann dürfen sie wieder essen und trinken. Man trifft sich mit Freunden und der Familie, lädt Gäste ein und genießt das gemeinsame Mahl.

Auch für Nicht-Muslime kann es ein eindrucksvolles Erlebnis sein, eine Moschee zum abendlichen Fastenbrechen zu besuchen und sich von der Gastfreundschaft der muslimischen Gemeinde überraschen zu lassen. In der Norderstedter Moschee haben die Besucher gleichzeitig die Möglichkeit, sich über die Gemeinde und über den Islam zu informieren. Der Vereinsvorstand und der Geistliche, der Imam, freuen sich auf die Besucher. "Unsere Türen sind stets für Gäste offen, und wir heißen sie willkommen" sagte Özer.

Die islamische Gemeinde nutzt die Zeit der Besinnlichkeit, Außenstehenden verstärkt ihre Ziele und Grundsätze zu erklären. Dazu gehört beispielsweise der Wunsch, mit allen Bevölkerungsteilen des Landes gleichberechtigt in Frieden, Freundschaft und Solidarität zusammenzuleben. Die Gemeinde will sich darüber hinaus dafür einsetzen, ein gemeinsames Umfeld ohne Diskriminierung und ohne Verlust des Glaubens, der Sprache und der kulturellen Identität zu schaffen.

Die Norderstedter Muslime vertreten eine alte Weisheit: "Das Fasten ist der Friede des Körpers". Im Ramadan soll sich neben dem Körper auch der Geist reinigen. Außerdem sollen durch Enthaltsamkeit die Bedürfnisse Not leidender Menschen verständlicher und nachvollziehbarer werden. Deshalb gehört es zu den traditionellen Gebräuchen, eine Armenspende (Fitre) in Höhe von zehn Euro zu geben, um Bedürftigen zu helfen. Dabei gilt getreu einem türkischen Sprichwort der Grundsatz so zu spenden, dass die linke Hand nicht weiß, was die rechte Hand hergibt. Das bedeutet: Wer gespendet hat, spricht nicht darüber.

Die in Norderstedt und anderen Orten gesammelten Spenden werden zentral von den bundesweit 896 Ortsverbänden an den Dachverband Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religionen (DITIB) in Köln übersandt. Dieser Verein unterstützt hilfsbedürftige Menschen in der Türkei und ermöglicht sozial schwachen Kindern eine gute Schulbildung.

Nach 30 Tagen der Enthaltsamkeit wird ab dem 19. August drei Tage lang das Ende der Fastenzeit gefeiert. Die Türkisch-Islamische Gemeinde verschenkt nach dem Festgebet traditionell Süßigkeiten und türkischen Honig an die Gebetsteilnehmer und Gäste.

Weitere Informationen bei der Türkischen Gemeinde unter Telefon 040/523 81 08.