Die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg und das Hamburger Abendblatt informierten über Darmkrebs und gaben Vorsorgetipps.

Henstedt-Ulzburg. "Sie fühlen sich großartig, Sie haben einen gesunden Appetit, Sie sind erst fünfzig...dann haben Sie die typischen Symptome von Darmkrebs" - diese gewollt reißerische Formulierung stammt aus einer Aufklärungskampagne der amerikanischen Krebsgesellschaft und hat einen wahren Kern: Die Symptome des Darmkrebs sind in der frühen Erkrankungsphase besonders unauffällig. Jährlich sind es fast 70 000 Menschen, die an Darmkrebs erkranken; viele von ihnen können geheilt werden, wenn der Krebs nur frühzeitig erkannt wird. Auf diese Problematik und die notwendige Vorsorge machten die Norderstedter Regionalredaktion des Hamburger Abendblatts und die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg mit einer telefonischen Sprechstunde aufmerksam. Und tatsächlich: Das Telefon wollte nicht aufhören zu klingeln.

Wie früh sollte ich mit der Darmkrebsvorsorge anfangen, falls eine familiäre Vorbelastung vorliegt? Wie groß ist das Risiko bei der Betäubung vor einer Darmspiegelung? In welchen Abständen sollten die Vorsorgeuntersuchungen wiederholt werden? Diese und noch viele Themen mehr standen im Vordergrund der telefonischen Beratung durch Dr. Dirk Seeler und Dr. Michael John. Ganze zwei Stunden ihrer knappen Zeit investierten die beiden Chefärzte während einer individuellen Beratung der Anrufer.

Dabei war der Andrang so groß, dass längst nicht alle Anrufer beim ersten Versuch durchgestellt werden konnten. Schon zehn Minuten vor dem eigentlichen Beginn der Sprechstunde war die erste Anruferin in der Leitung. Und die Chefärzte mussten ihr Fachwissen unter Beweis stellen. Die meisten der Fragen gingen an den Internisten Dr. Dirk Seeler.

Generell raten die beiden Ärzte Patienten spätestens ab dem 55. Lebensjahr zu einer Darmspiegelung, um einen möglichen Darmkrebs oder auch nur etwaige Polypen, die später einmal zu Problemen führen könnten, frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu entfernen. Dabei gilt die Faustregel: Je früher der Krebs erkannt wird, desto größer sind auch die Heilungschancen. Gibt es in der Familiengeschichte und speziell bei Verwandten ersten Grades eine auffällige Häufung von Krebs, sollte mit der Vorsorge spätestens in dem Alter begonnen werden, in dem der Krebs bei den betroffenen Verwandten erstmalig aufgetreten ist. Unabhängig von einer erblichen Vorbelastung übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten für die Behandlung. Die Untersuchung sollte in regelmäßigen Intervallen, die aufgrund der Ergebnisse der vorherigen Untersuchungen festgelegt werden, wiederholt werden. Den meisten Anrufern empfahlen Dr. John und Dr. Seeler daher ein Termin für eine Untersuchung in der Klinik. "Die Aufklärung ist wichtig", sagte Dr. Seeler, "aber wir wollen den Hausärzten nicht das Wasser abgraben und setzen vielmehr auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. Letztendlich sollen die Patienten selbst entscheiden, ob sie die Untersuchung bei uns in der Klinik oder lieber bei ihrem Facharzt durchführen lassen wollen." Eine Darmspiegelung sei sowohl in der Klinik als auch beim Facharzt ambulant möglich.

Je komplizierter jedoch die medizinische Vorgeschichte sei, desto ratsamer sei eine Behandlung in der Klinik, wo die Patienten intensiver überwacht werden könnten. Generell liege das Risiko bei einer Darmspiegelung weit unter einem Prozent, und auch die Schmerzen seien dank einer wirkungsvollen Schlafspritze nicht zu spüren.

Eine Neuerung bei der Behandlung von Krebs ist die sogenante Tumorkonferenz. Sie wird in der Paracelsus-Klinik für jeden Krebspatienten einberufen; an ihr nehmen alle an den einzelnen Behandlungsschritten beteiligten Fachärzte teil. So wird zunächst eine ganzheitliche Diagnose erstellt und sich auf eine Behandlungsmethode geeinigt, die anschließend auch in einem Protokoll festgeschrieben wird. Durch die Absprache der Ärzte untereinander soll gewährleistet werden, dass der Patient nicht durch unterschiedliche Aussagen der Ärzte verwirrt wird. "Wir Ärzte müssen unsere eigene Sichtweise in der heutigen Zeit immer wieder hinterfragen. Nur so können wir eine gebündelte Empfehlung abgeben und eine gemeinsame Therapielinie festlegen", sagte Dr. John.

Eine ganz so umfassende Beratung war per Telefon und in der kurzen Zeit natürlich nicht möglich. Die Ärzte taten trotzdem ihr Bestes, um möglichst konkret auf die Fragen der Anrufer einzugehen. "Wir haben versucht, möglichst viel nachzufragen, um einen Einblick in die medizinische Vorgeschichte der Patienten zu bekommen", sagte Dr. Seeler. "Nur so konnten wir überhaupt in der Kürze der Zeit und ohne Untersuchung eine Aussage treffen."

Insgesamt zogen Dr. John und Dr. Seeler ein sehr positives Fazit. "Die Resonanz war größer als erwartet. Ich glaube, dass wir einige Menschen sensibilisieren konnten", sagte Dr. Seeler.