Der Wege-Zweckverband stellt künftig Bioabfälle und Wertstoffe bei den Tarifen in den Mittelpunkt

Kreis Segeberg. Grundsätzlich bleibt alles beim Alten. Die Kunden des Wege-Zweckverbandes (WZV), der im Kreis Segeberg außer in Norderstedt den Müll entsorgt, werden auch künftig eine Biotonne und einen Restabfallbehälter haben. Wer selbst kompostiert und das dem WZV gegenüber nachweist, kann auch künftig auf die Biotonne verzichten. "Natürlich werden und wollen wir den Bürgern keine Tonne zwangsverordnen", sagt Torsten Höppner, Bereichsleiter Abfallwirtschaft beim WZV.

Er musste sich Fragen und Protest der Bürger am Telefon anhören, die offenbar die Aussagen von Elleraus Bürgermeister Eckart Urban missverstanden hatten. Er hatte im Gemeinderat mitgeteilt, dass die Ellerauer die Biotonne bekommen - und einige hatten das so verstanden, dass das Sammelgefäß ausnahmslos an jeden Haushalt ausgeliefert wird. Das aber, so Höppner, ist nicht der Fall.

Was sich verändert, ist das Gebührensystem. Zwar sei es dem WZV gelungen, die Preise für die Müllabfuhr durch optimierte Tourenplanung und moderne Technik seit mehr als einem Jahrzehnt stabil zu halten. Doch nun müsse das Tarifsystem umgestellt werden, wenn die Abfallwirtschaft im Kreis Segeberg günstig und zukunftsorientiert bleiben soll, heißt es in einer WZV-Mitteilung von der Verbandsversammlung. Das neue Gebührensystem folgt einem Prioritätenwechsel in der Abfallwirtschaft. Die Kosten für die Verbrennung des Restabfalls seien enorm gestiegen und werden weiter steigen, da sie an die Energiekosten gekoppelt sind. Müll, der verbrannt wird, kostet 50 Prozent mehr als die Verwertung von Bioabfällen. Die Müllverbrennung in Hamburg sei doppelt so teuer wie die Abgabe des Biomülls in der Neumünsteraner Deponie. Abfallwirtschaft-Ingenieur Höppner: "Da geht es um rund eine halbe Million Euro, die da für teures Geld in Hamburg in Rauch aufgeht."

Es werde ökologisch und ökonomisch immer interessanter, Biomüll zu verwerten. Daher wolle der WZV mit Neumünster zusammen eine eigene Anlage bauen, um Bioabfälle als Energiespender zu nutzen. Biomüll gehe als wertvoller Rohstoff aber immer noch verloren. In den Restmülltonnen haben die WZV-Kontrolleure mehr als 40 Prozent Biomüll gefunden. Daher soll der Bioabfall künftig die Basis für die Gebührenkalkulation werden und nicht mehr der Restmüll.

Der Systemwechsel wird aber auch höhere Gebühren für die Kunden bringen. Noch rechnen die Fachleute des WZV, Höppner spricht von einem moderaten Anstieg, der bei einem bis drei Cent pro Tag liegen könnte. Fest steht aber auch: Wer seinen Biomüll gesondert in braunen Tonnen abgibt oder selbst kompostiert, zahlt künftig weniger als jemand, der pflanzliche und tierische Abfälle im Hausmüll entsorgt. Eigenkompostierer bekommen wie bisher eine Tonne mit gelbem Deckel.

Die neuen Tarife heißen "BioPlus L", "BioPlus M" und "BioPlus S". Das "Plus" steht für die Papiertonne, wird künftig aber wahrscheinlich um andere Wertstoffsammelsysteme erweitert - zum Beispiel durch die orangefarbene Tonne für Haushaltsgegenstände aus Kunststoff. "Klar ist auch: Wer vorne mehr hineinsteckt, zahlt hinten weniger", sagt Höppner - diejenigen, die die künftige Wertstoff- und Biotonne nutzen und wenig Restmüll haben, profitieren vom neuen Gebührensystem. Die neuen Tarife werden nicht vor Ende des Sommers feststehen. Die Verbandsversammlung wird sich dann voraussichtlich im Dezember mit dem Thema beschäftigen.