Ursula Bülow sucht noch Mitstreiter, die mit ihr am Wochenende die stark wuchernde Pflanze an der Tarpenbek roden. Los geht's am Freitag.

Norderstedt. Sie packt zu, greift gleich mehrere Stängel und zieht sie langsam nach oben: "Sie lassen sich mit kontinuierlichem Druck leichter aus der Erde ziehen, als man vermutet", sagt Ursula Bülow. Sie hat dem Springkraut den Kampf angesagt und würde am liebsten gleich das gesamte Bachufer von den kräftigen Stängeln mit den rosa Blüten befreien. Doch alleine hat sie keine Chance gegen den Wucher-Weltmeister. Daher will sie Mitstreiter gewinnen und hat auch schon Termine fürs gemeinsame Rupfen festgelegt: Wer Ursula Bülow unterstützen will, kommt am Freitag, 13. Juli, ab 14 Uhr oder am Sonnabend, 14. Juli, ab 10 Uhr zur Holzbrücke gegenüber der Einmündung Flughafenumgehung/Niendorfer Straße.

"Die Pflanze breitet sich enorm schnell aus und vernichtet vom Gras bis zu Blumen alles, was sich ihr in den Weg stellt", sagt die 70-Jährige beim Ortstermin an der Grenze zwischen Norderstedt und Hamburg, da, wo die Tarpenbek aus Norderstedt auf den Bornbach trifft und mit ihm im kleinen See an der Niendorfer Straße mündet. Einige Schritte über die Holzbrücke, und wir sind mitten drin im Springkraut-Feld. Das aus Indien stammende Kraut, das Imker aus dem Himalaja nach Europa importiert haben, fühlt sich sichtlich wohl an den Ufern der Tarpenbek. Es liebt und braucht feuchten Untergrund, um zu wachsen. Und das schafft das Springkraut in Rekordzeit: In kürzester Zeit kann die Pflanze eine Höhe von zwei Metern erreichen und andere Pflanzen überdecken.

Doch nicht nur beim Wachsen gehört das Kraut zu den Meistern der Natur. Bei der Vermehrung entwickelt es ebenfall olympische Kräfte: Die Kapselfrüchte schleudern die Samen, wenn sie reif sind, bis zu sieben Meter weit. So lässt sich erklären, wie das Springkraut die Tarpenbek ebenso überwunden hat wie die dornigen Brombeerhecken am Wanderweg. "Hier sieht man noch den Rest eines Weges, doch wenn wir hier nicht schnell eingreifen, wird auch der bald verschwunden sein", sagt Ursula Bülow. Ohnehin sei es höchste Zeit. Denn demnächst würden die Pflanzen ihre Samen in die Umgebung katapultieren, bis zu 4300 pro Pflanze. Deren Keimfähigkeit bleibt mehrere Jahre erhalten. "Deswegen muss man nach dem Ausreißen weiter regelmäßig kontrollieren, ob wieder Springkraut nachwächst", sagt Ursula Bülow.

Ein paar Schritte weiter packt sie wieder zu, reißt einige Stängel aus der Erde, um den schwarzen Fleck zu zeigen. "Nichts als nackte Erde, gegen das Springkraut haben andere Pflanzen kaum eine Chance", sagt die agile Seniorin. Früher seien hier einheimische Pflanzen gewachsen und die Libellen herumgeschwirrt. Doch die seien verschwunden, seitdem das Springkraut wuchert. Allein Brennnesseln, Schilf und Brombeersträucher trotzen dem Kraut.

Die Behörden in Norderstedt und Hamburg hat Ursula Bülow auf ihrer Seite. "Das Bezirksamt Nord begrüßt die Initiative und hat zugesagt, die ausgerissenen Pflanzen abzutransportieren", sagt die Initiatorin. Auch aus dem Norderstedter Rathaus gab es Zustimmung zur privaten Landschaftspflege. Da vor allem im Uferbereich keine Maschinen eingesetzt werden könnten und das Personal zu knapp bemessen sei, sei die Kraut-Rodung nur zu begrüßen.

"Und gemeinsam kann das ja auch viel Spaß machen", sagt Ursula Bülow, die auch den Naturschutzbund für die Aktion gewonnen hat. Die Naturschützer stellen ihr vier Wathosen zur Verfügung. Damit können die Krautvernichter in die Tarpenbek steigen und vom Bach aus gegen das Springkraut vorgehen. Wer mitmachen will, sollte feste Schuhe anziehen und die Arme bedecken, um sie vor Brennnesseln zu schützen. Mitbringen sollten die Freiwilligen auch Handschuhe, Essen und Trinken.