Eine Glosse von Antje Cords

Es ist Urlaubszeit. Und wieder stellt sich die Frage, wer sich um die verwaiste Wohnung des Reisenden kümmert. Warnt doch die Polizei vor stets überquellenden Briefkästen und vertrockneten Blumen, die eine Einladung für Einbrecher darstellten. Nun sind aber unsere direkten Nachbarn und unsere Kinder zur selben Zeit verreist wie wir. Was nun?

Früher haben wir uns die Post ins Urlaubsquartier nachschicken lassen. Und die Blumen wurden einfach in den Garten gestellt und warteten dort auf Regen. Aber so einfach und bequem wie früher ist das nicht mehr. Nachgesandte Post irrt mitunter durch ganz Deutschland. Ausgerechnet die Anfragen des Finanzamts sind uns dabei schon verloren gegangen, was für richtig Ärger sorgte.

Unser Versuch, die Briefe sicher auf dem Postamt lagern zu lassen, war auch unbequem. Wer mag schon nach dem Urlaub tagelang vergeblich auf seine Briefe warten? Also fragte ich in der Nachbarschaft herum. Ein Hilfswilliger fand sich schnell. Der allerdings muss in diesem Jahr gleich mehrere Wohnungen betreuen. Zum Glück braucht er sich um unsere Kakteen und Palmen nicht zu kümmern. Die halten es lange ohne Wasser aus.

Dank der Bürokratisierung und Privatisierung unseres Postwesens rücken die Nachbarn also enger zusammen. Leute, die ein paar Häuser weiter wohnen, und die ich bisher nicht einmal mit Namen kannte, entleeren jetzt unseren Briefkasten. Das ist doch was.