Eine Glosse von Rainer Burmeister

Wer die aktuellen Probleme Griechenlands mit dem Euro und den Euro-Ländern oder umgekehrt die der Euro-Länder mit Griechenland verstehen will, muss nur einmal einen Ausflug in die griechische Wirtschaft unternehmen. Das funktioniert sogar im Kreis Segeberg.

Denn die Rede ist nicht von der Volkswirtschaft, sondern von der Gastwirtschaft. Die griechische Restaurant-Gastronomie, auf Deutsch mundartlich mit "Beim Griechen" übersetzt, gewährt auch ökonomisch weniger gebildeten Menschen wie mir grundlegende Einblicke in die Ursachen der Euro-Krise, die nach Darstellung der meisten EU-Mitgliedsstaaten angeblich in Griechenland ihren Anfang nahm.

Wie es dazu kam, erläutert selbsterklärend ein Blick auf die Papierservietten im Lokal. Auf denen ist häufig ein kleines Deutsch-Griechisches Wörterbuch der wichtigsten Redewendungen abgedruckt.

Und was heißt "ja" auf Griechisch? Phonetisch übersetzt "ne"! Das ging schon beim Beitritt schief: Fragte der deutsche EU-Politiker den griechischen Regierungschef "Habt ihr Schulden?", so antwortete dieser: "Ne!" Keine Schulden, meldete der Deutsche den anderen EU-Ländern.

Damit sind weitere Missverständnisse programmiert. "Mögt ihr Angela Merkel?" - "Ne!" Und prompt kommt es wegen dieser vermeintlichen Zurückweisung zu einer schweren Krise in den deutsch-griechischen Beziehungen. Jetzt fehlt nur noch die Frage an die Griechen, ob sie in der Euro-Zone bleiben wollen. Die Antwort dürfte "ne" lauten, und schwupp wird in Athen wieder mit Drachmen bezahlt.

"Einen Ouzo? Geht aufs Haus", bietet mir der freundliche griechische Restaurantchef an. "Nee", sage ich. Und schon wird mir der Anisschnaps serviert. So funktioniert griechische (Gast-)Wirtschaft!!!