Die 22-jährige Landwirtin Julia Markmann aus dem kleinen Ort Schönböken hat für den Deutschen Bauernkalender Modell gestanden.

Der Geruch ist für Städter ungewohnt. Ein recht herber Duft liegt über dem Gelände des Hofes. Um es deutlich auszudrücken: Es stinkt wie Sau!

Aber alles ist relativ. Für Julia ist es so ziemlich der schönste Duft der Welt. Wenn sie in den Stall geht und mit einem quiekenden Ferkel auf dem Arm zurückkehrt, ist sie in ihrem Element. In ihrer Vita liest sich das so: "Ich bin eine absolute Frohnatur vom Lande und habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht - durch eine abgeschlossene dreijährige Lehre zur Landwirtin."

Dass die 22-jährige Landwirtin noch mehr zu bieten hat als quiekende Ferkel und neugierige Kühe, wird die Nation demnächst deutlich erkennen: Die junge Dame ziert eine Seite des Deutschen Bauernkalenders 2013 - und der zeigt die Landwirtschaft von einer recht angenehmen Seite. Julia Markmann aus Schönböken, dem kleinen Ort an der Grenze zwischen den Kreisen Segeberg und Plön, hat sich recht erheblich entblättert, um ihre schönen Seiten einem interessierten Publikum zu präsentieren.

+++ sBauernkalender 2013: Die neue Lust auf Land +++

Gummistiefel, Jeans, T-Shirt und Strickjacke - Julia Markmann sieht aus wie das nette junge Mädchen vom Lande. Das ist sie ja auch. Schön anzusehen, klar. Aber als Nacktmodell auf einem Kalenderblatt? Die junge Landwirtin scheint das gewisse Etwas zu haben, das Berufsfotografen leicht auf den ersten Blick erkennen.

Das Fotoshooting fand in Volksdorf und in Ahrensburg statt

Jedenfalls war es so: Von einer Freundin überredet, marschierte sie zum Casting bei der Handwerkskammer Hamburg (!) und zog sich diskret das Blüschen aus. Diskret, aber nicht verschämt. Denn zu verbergen hat Julia nun wirklich nichts. Dazu die kurze Jeans - das beeindruckte auch die Schauspielerin Désirée Nick, die in der Jury saß. Alles ganz seriös. Und den BH durfte Julia auch anbehalten. Notfalls jedoch hätte sie auch den fallen lassen. "Wenn ich das nicht gekonnt hätte, wäre ich bei einem solchen Casting ja völlig fehl am Platze gewesen", sagt sie selbstbewusst.

Aber auch so erkannten die Juroren das Potenzial der jungen Dame, die so gerne mit Ferkeln hantiert. Zwei Wochen später erhielt sie den Anruf: Alles klar, wir nehmen sie. Vor drei Wochen dann die Aufnahmen für den Bauernkalender im Museumsdorf Volksdorf und in einem See in der Nähe von Ahrensburg. Tatsächlich "in" einem See - morgens um 7.15 Uhr: Eine Stunde im eiskalten Wasser, knapp bekleidet mit Höschen und Tunika. Angefeuchtet natürlich, um bessere Effekte zu erzielen. Kennt man ja.

Danach noch Bilder als knapp bekleidete Landmaid mit Trecker und ohne Trecker. Fotografen der "Bild" machten eifrig Fotos - die Zeitung ist Vertragspartner des Bauernkalenders -, ein Kamerateam von RTL drehte eine Dokumentation.

Das war aufregend, aber inzwischen ist wieder der Alltag eingekehrt. Julia Markmann, die in der vergangenen Woche ihre Prüfung zur staatlich geprüften Agrarbetriebswirtin abgelegt hat, lebt noch bei ihren Eltern, die in Schönböken einen Obst- und Gemüsehof betreiben, der Schweinezüchter, bei dem sie angestellt ist, hat seinen Hof nur einige Hundert Meter entfernt.

Freund Wolfgang ist von den Aufnahmen ganz begeistert

Freund Wolfgang, der Landmaschinenmechanikermeister, fand diese ganze Aktion ausgesprochen gut und überhaupt nicht anstößig. Viele Freunde von Julia Markmann offenbar auch nicht: Sie hat schon eine Liste von 20 Bestellungen für den Bauernkalender auf dem Tisch liegen. Die Freunde müssen sich aber gedulden: Der Kalender kann erst von September an gekauft werden.

Unternehmungs- und abenteuerlustig ist Julia Markmann tatsächlich. Auch ohne Fotoshootings für den Bauernkalender will sie viel erleben - und sie hat tatsächlich schon einiges erlebt. Ohne tief greifende Sprachkenntnisse reiste sie zum Beispiel nach Neuseeland, um sich dort für ein Jahr auf einer Farm Geld zu verdienen.

Das war für sie eine erstaunliche Erfahrung: "Es gibt dort so viel weites Land für die Kühe, das ist für uns unvorstellbar; der Melkstand war irgendwo mitten in der Landschaft, und die Kühe mussten kilometerweit zusammengetrieben werden." Bis zum Ende des Jahres will Julia in dem Sauenbetrieb arbeiten, dann will sie noch einmal ins Ausland gehen - wahrscheinlich wieder nach Neuseeland.

Bis dahin kümmert sie sich nicht nur um Ferkel und Sauen, sondern auch um ihre kleine Kuhherde, die sich in den nächsten Wochen um ein Kälbchen vergrößert. Das ist Hobby und Notwendigkeit zugleich: Mit dem Gewinn, den diese Miniherde abwirft, will sie ihr Flugticket bezahlen. Während ihrer Abwesenheit ist die weitere Betreuung der Kühe sichergestellt. Das ist ihr wichtig.

Während sich Deutschland an der schönen Julia im Bauernkalender erfreut, weilt sie in Neuseeland. Das findet sie gut so. Überhaupt hat sie schon längst wieder den nötigen Abstand zum aufregenden Fotoshooting hergestellt.

Eine Karriere als Fotomodell kommt für die gelernte Landwirtin nicht infrage

Für sie war es eine nette kleine Episode. Kein "Germanys next Topmodel", keine Karriere als Fotomodell, kein Catwalk und schon gar keine Nacktfotos für den "Playboy" - dafür ist die "Frohnatur vom Lande" viel zu bodenständig. Vermutlich würde Freund Wolfgang das auch gar nicht so lustig finden.

Immerhin haben viele Menschen im Dorf die TV-Doku mit ihr gesehen. "Mein Vater wurde schon gefragt, ob er seinen Hof noch weiter betreiben oder lieber als mein Manager Geld verdienen will", sagt Julia und lacht. Sie weiß, dass die bodenständigen Schönbökener diese Frage nicht ernst meinen.