Landesweite Stellenumverteilung geplant. Polizeidirektion Segeberg ist der Gewinner. 32 zusätzliche Schutzpolizisten.

Kreis Segeberg/Kiel. Heinz Parchmann hatte es eigentlich schon immer gewusst, und erst vor drei Wochen im Interview mit dem Hamburger Abendblatt nochmals betont: Die Polizisten innerhalb der Polizeidirektion Segeberg (Kreise Pinneberg und Segeberg) sind überdurchschnittlich belastet. Die vom Direktionschef seit Jahren monierte Schieflage zu Lasten der Polizei im Hamburger Umland, soll jetzt gerade gerückt werden.

Die Landespolizei Schleswig-Holstein will eine größere Zahl Stellen zwischen den Regionen verlagern. Eine interne Arbeitsgruppe Stellenverteilung legte jetzt einen Vorschlag vor, wonach die Polizeidirektion Segeberg der große Gewinner wäre. 32 Stellen bei der Schutzpolizei, drei Stellen im Bereich Kripo und 13,5 Verwaltungsposten bekäme die Direktion hinzu.

"Ich wünsche mir eine Umsetzung der Vorschläge, die eine gehörige Entlastung bedeuteten", sagte Direktionsleiter Parchmann auf Anfrage des Abendblatts. Die Untersuchungen der Arbeitsgruppe bestätigten seine lange bekannten Einschätzungen, wonach die hiesigen Polizisten noch stärker belastet seien, als in anderen Landesteilen, so der Polizeidirektor. "Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass es bisher irgendwo im Land zu viel Personal gibt", sagt Parchmann.

In diese Kerbe schlägt auch Reimer Kahlke, Vorsitzender der Regionalgruppe der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Pinneberg-Segeberg: "Die Decke ist überall zu kurz. Ziehen wir hier, reißen wir anderswo etwas weg!" Kahlke spielt damit auf die mutmaßlichen Verlierer der Umverteilungen an. So soll gemäß dem jetzigen Zwischenergebnis die Polizeidirektion Itzehoe gleich 39 Stellen bei der Schutz- und vier Stellen bei der Kriminalpolizei verlieren. Kräftig Posten abgeben müssten auch die Bereiche Flensburg und Lübeck..

"Gerade im ländlichen Raum gibt es noch Kollegen, die alleine raus müssen", sagte der leitende Polizeidirektor Joachim Gutt in Kiel. Dass eine Verstärkung innerhalb von fünf bis zehn Minuten eintreffe, ist demnach nicht überall gewährleistet.

"Die sichtbare polizeiliche Präsenz leidet nicht darunter, auch nicht in den Bereichen, wo Personal abgezogen wird", versprach Gutt im Namen der Landespolizei. "Im Kreis Segeberg ist es noch gang und gäbe, alleine auf Streife zu gehen", sagt GdP-Vertreter Kahlke.

Ungerechtigkeiten gibt es unter anderem auch im Bereich der Nachtschichten. Die Landespolizei peilt an, dass die Polizisten zusätzlich zur täglichen Arbeit nicht mehr als vier Nachtschichten im Monat schieben müssen. Laut Heinz Parchmann sind es derzeit in der Polizeidirektion Segeberg durchschnittlich sieben Nachschichten, die Beamte im Streifendienst leisten müssten. Zusätzliches Personal sollen ebenfalls die Leitstellen erhalten, nachdem zuletzt Fälle für Schlagzeilen gesorgt hatten, in denen Anrufer bei Notrufen lange Wartezeiten hatten erdulden müssen.

Wohin genau die möglichen zusätzlichen Stellen bei der Schutzpolizei in den Kreisen Pinneberg und Segeberg verteilt werden, darauf wollte sich Polizeidirektor Parchmann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen. Vorherige Prüfungen hätten gezeigt, dass die Belastung im Kreis Segeberg noch etwas höher sei als im Kreis Pinneberg.

Die Polizeidienststellen im Kreis Segeberg hatten mit Spannung auf die Entscheidung der Landespolizei gewartet. Ganz unbeteiligt sind sie nicht an der Entwicklung - und ganz überraschend ist sie auch nicht gekommen. "Wir wurden laufend über Zwischenberichte informiert", sagt Henstedt-Ulzburgs Polizeichef Jens Rossow - und: "Wir hatten die Chance, eigene Ideen einzubringen." Wie die neuen Planstellen in den Polizeidienststellen in den Kreisen Segeberg und Pinneberg verteilt werden, steht allerdings nicht in der eigenen Zuständigkeit. "Wir heben natürlich den Finger", sagt Jens Rossow. "Denn natürlich können wir neue Leute sehr gut gebrauchen." Henstedt-Ulzburg und auch Norderstedt wurden in der Vergangenheit bei der Verteilung von neuen Planstellen stets gut berücksichtigt. Jens Rossow und sein Norderstedter Kollege Dieter Aulich gehen davon aus, dass beide Orte auch jetzt ausreichend berücksichtigt werden. Rossow: "Ich vertrete meine Interessen."