Die Schule in der Stadt Bad Bramstedt steht seit 2009 für erfolgreiche Integrationsarbeit. 930 Schüler in 39 Klassen und 67 Lehrer.

Im Mai dieses Jahres bekam die Gemeinschaftsschule Auenland ihr neues Herz. Die feierliche Einweihung des Pädagogischen Zentrums war keine notwendige Formalität, sondern insbesondere ein wichtiger symbolischer Akt. Direkt auf der alten Grenzlinie befindet sich der moderne Neubau, hell angestrichen, mit weitläufigen Gängen und Aufenthaltsräumen. "Ein Sinnbild für die neue Schule, die sich rundherum entwickelt", nennt Schulleiter Wolfgang Henkies das Zentrum.

Die Wege sind kürzer, die Kommunikation zwischen ehemaligen Nachbarn und heutigen Kollegen intensiver und freundschaftlich. Wo früher Real- und Hauptschule nebeneinander am Schäferberg in Bad Bramstedt existierten, gibt es nur noch die "eine" Schule. "Früher war es Realschule hier, Hauptschule dort. Hinübergehen durften wir nicht, das wäre ein Verlassen des Geländes gewesen", erinnert sich Schülersprecher Sebastian Meyer. Alles Vergangenheit, sagt Milena-Louisa Müller, die gemeinsam mit Sebastian die Schüler vertritt. "Jetzt hat sich alles zusammengefunden. Dabei konnten wir uns das erst nicht so vorstellen."

Die Fusion war eine große Herausforderung für alle Beteiligten

Als feststand, dass beide Schultypen fusionieren sollten, standen Kinder, Jugendliche, aber auch Eltern und Lehrer vor einem Berg an Herausforderungen. Wie schnell würden sich alle emotional an die neue Realität gewöhnen? "Über Jahrzehnte waren die Lehrer getrennte Kollegen, es gab zwei selbstständige Systeme. Das galt genauso für Schülerinnen und Schüler", erklärt Wolfgang Henkies. "Heute feiern wir unsere Feste gemeinsam, machen den Sport gemeinsam, pflegen unseren Schulhof gemeinsam. Das ist auch mit Hilfe der Schülervertretung mittlerweile sehr gut gelungen."

Verbindungslehrer Jan Bochel, seit sieben Jahren in Bad Bramstedt, kennt die Bedenken der Teenager gut. Sie sprechen gerne mit ihm, oft vertraulich, aber immer auf Augenhöhe. Ein beliebter Treffpunkt zum Austausch ist die Mensa. "Erst gab es deutliche Vorbehalte", so Bochel. "Einige Hauptschüler hatten das Bild, dass Realschüler die Nase oben tragen würden, weil sie einen höheren Bildungsgrad hätten." Er selbst war durchaus überrascht, wie schnell sich die Ressentiments in Luft auflösten. "Davon merkt man heute nichts mehr. Alles hat sich positiv durchgequirlt, schönerweise hat sich eine Dynamik entwickelt."

Ausschlaggebend hierfür ist ein Lernkonzept, das keinen Schüler zurücklässt. Bei Wiebke Reese in den Klassen lässt sich die gelungene Integration gut beobachten. "Wir unterrichten binnendifferenziert. Das ist schön, weil die Kinder miteinander und voneinander lernen. Dazu können wir kooperative Lernverfahren anwenden."

Stets hatte die Geschichtslehrerin Förderschüler im Unterricht, die sich in dem offenen Kreis besser entfalten konnten. Auch eine Tochter von Anja Martens, Vorsitzende des Schulelternbeirats, gehörte dazu. "Alle helfen sich untereinander. Das ist eine tolle Sache - niemand sagt 'du bist ja dümmer'. Ich frage regelmäßig meine Kinder, aber Jugendliche sind sozial kompetenter, als oft gedacht wird."

Die Kinder sollen nicht zu früh kategorisiert werden

Die letzten Jahrgänge der alten Schulformen werden 2014 ihre Abschlüsse erhalten. Die neue Generation verkörpert Niklas Dunst. "Es ist egal, ob jemand eine Empfehlung für Hauptschule oder Gymnasium hat. Es spielt keine Rolle mehr, ob einer gut oder schlecht ist", sagt der Zwölfjährige aus der siebten Stufe.

Die Schulleitung legt Wert darauf, dass Kinder nicht zu früh kategorisiert oder gar stigmatisiert werden. So wird erst nach dem achten Jahrgang - zwölf Monate vor Ende der Hauptschulphase - entschieden, welcher Schüler für welchen Abschluss vorgesehen ist. Gleichwohl sind Ab- und Hochstufungen jeweils halbjährlich möglich. Dass es für gute Leistungen somit schnell eine "Belohnung" gibt, ist ein großer Ansporn.

Die Gemeinschaftsschule Auenland nimmt darüber hinaus einen weiteren Bildungsauftrag wahr. Seit 2010 fungiert die GMS als regionales Zentrum für das Projekt "Deutsch als Zweitsprache". "Damit bilden wir an unserer Schule die Gesellschaft ab", sagt Wolfgang Henkies. "Kinder ohne irgendwelche Deutschkenntnisse stehen meist überraschend vor uns, weil Eltern aus unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland kommen."

Über sechs Monate bekommen die Neuankömmlinge dann lediglich Sprachunterricht, ehe sie behutsam und unterstützt durch Einzelförderung in den regulären Klassenbetrieb integriert werden. Parallel werden sie auch in den Programmen für die Berufseinstiegsbegleitung betreut. Es ist eine bunte Truppe - die Jugendlichen stammen aus dem arabischen Raum, aus Rumänien, Portugal oder Armenien. Demnächst wird der erste aus diesem Kreis zum Hauptschulabschluss angemeldet.

Die GMS fungiert auch als Klinikschule für die örtliche Rheumaklinik

Gleichermaßen anspruchsvoll ist die Arbeit als Klinikschule für die örtliche Rheumaklinik. Gemeinsam mit der Jürgen-Fuhlendorf-Schule unterrichten Lehrer der GMS Auenland Patienten, die länger in Bad Bramstedt bleiben müssen. "Es ist ein kleiner Schutzraum, der organisatorisch zu uns gehört. Dort geht es um Grundlagenpädagogik, da wir nicht wissen, welche Kinder da hinkommen", sagt Henkies. "Wir machen da alles von der zweiten Klasse bis zur Abiturvorbereitung in Biologie."

Die Art und Weise, wie auch dort verschiedenste Schüler zueinander finden, bestärkt ihn: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Kinder in der Schule zusammengehören. Wir versuchen, unseren Weg zu gehen, und haben ihn schon ganz gut gefunden."