Eine Glosse von Christopher Herbst

In einem früheren Leben wäre mein Weg vorgezeichnet gewesen. Ein früher Feierabend, schnell in die heimische Wohnung und Bundesliga gucken. Meine Freundin ahnt diesen frevelhaften Gedanken jedoch schon, bevor ich ihn in meiner naiven Art aussprechen kann. Offenbar hatte ich ihr versprochen, sie auf den Weihnachtsmarkt am Hamburger Rathaus zu begleiten. War wohl doch ein Bier zu viel am Vorabend.

Also gut, ab in dieses Zentrum der kommerziell organisierten Winter-Romantik, das ich bisher nur aus Erzählungen überschaubar begeisterter Männer kannte. Stillstand ist dort verboten: Ob ich will oder nicht, eine drängelnde, stolpernde, anonyme Masse schiebt mich weiter durch die engen Gassen.

Meine Freundin verliebt sich in ein weißes Plüschschaf für den heimischen Streichelzoo. Der glühweinselige Verkäufer erzählt von Körnern, die zwei Stunden lang Wärme spenden und Lavendelduft verbreiten. Die herkömmliche Wärmflasche wäre aus meiner pragmatischen Perspektive ausreichend, doch ich unterschätze den Faktor Sentimentalität. Wieder zu Hause landet das niedliche Knuddeltier im Backofen. Erst auf 100 Grad, so schreibt es die Bedienungsanleitung vor, dann wird zur Sicherheit auf 150 erhöht. Mein sarkastischer Einwurf, ob das arme Ding nun gar ist, wird nur mit einem Augendreher bedacht. Doch unter einem knusprigen Weihnachtsbraten hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt.