Eine Glosse von Matthias Popien

Lieber Bund der Steuerzahler, hast du dir das auch wirklich gut überlegt? Denn das, was du in deiner neuen und kostenlosen Broschüre "Sparen in der Kommune - Tipps für Kommunalpolitiker" vorschlägst, birgt doch jede Menge sozialen Sprengstoff. Die Gemeindevertreter sollen die "Steigerung der Leistungsvorgaben für gemeindliche Reinigungskräfte erwägen", schreibst du. Leisten sie denn nicht genug? Hast du das, lieber Steuerzahlerbund, bei deinen Recherchen in den Amtsstuben herausgefunden? Bist du mit dem Steuerzahlerfinger über die Aktenschränke gefahren?

Keine Freunde machst du dir bestimmt auch mit der Empfehlung, die "Erstattung der Kosten der Schülerbeförderung generell auf sozial schwache Familien" zu beschränken. Und die Aufforderung, die "Eigeninitiative der Eltern für den Zustand der Schuleinrichtungen und -anlagen beziehungsweise Schönheitsreparaturen zu wecken beziehungsweise zu stärken", ist nicht nur schlampig formuliert, sondern gefährdet unseren wohlverdienten Feierabend. Der ideale Bürger fährt also morgens die Kinder zur Schule, beginnt dann mit der Grundreinigung des Rathauses, holt die Kinder von der Schule ab, setzt die Grundreinigung fort und streicht abends das Gymnasium neu. Haben wir das richtig verstanden?

Lieber Bund der Steuerzahler, hast du eigentlich noch Mitglieder? Und hättest du nicht viel Geld sparen können, wenn du diese Broschüre gar nicht erst gedruckt hättest?