Advent ist eine Zeit des Wartens. Kinder können das nicht. Das erleben Eltern schon bei der Fahrt zu den Großeltern, wenn die Kinder schon nach fünf Minuten fragen: "Sind wir bald da?" Kinder leben im Hier und Heute.

Und wie ist es bei uns Erwachsenen? Muss nicht auch alles schnell gehen? Lieber Fast Food als selber kochen? Lieber ein Gutschein als ein sorgfältig auszuwählendes Geschenk? Nehmen wir uns eigentlich noch Zeit für uns selbst? Gerade die Adventszeit ist eine besondere Zeit des Jahres. Sie lädt uns ein zur Einkehr und zur Stille, zur Vorfreude und zur Erwartung. Es ist wie bei einer Schwangerschaft: Ich weiß, dass etwas unterwegs ist, aber ich kann es nur ahnen und dann später auch fühlen. Doch bis zur Geburt ist es noch eine lange Zeit der Vorfreude, aber auch mancher Beschwerden und Ungeduld.

Advent ist die Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf die Ankunft des Gottessohnes Jesus Christus. Das Warten ist ein zentraler Aspekt dieser rund vierwöchigen Zeit im Dezember. Zum einen warten wir auf das Weihnachtsfest, bei dem wir an die Geburt Jesu erinnert werden. Zum anderen hören wir in den Gottesdiensten die Verheißung, dass Jesus ein zweites Mal erscheinen wird, am Ende der Zeiten, zum Jüngsten Gericht. Deshalb sollen wir - nach altem kirchlichen Brauch - die Adventszeit zur Besinnung nutzen. Buße, Fasten, Gebete und gute Werke sollen in dieser Zeit im Mittelpunkt stehen. Doch wir versinken stattdessen in unserer selbst gemachten Hektik!

Aber übersehen können wir die Adventszeit nicht. Sie ist geprägt durch ihre besonderen Farben und Düfte und ihren Lichterglanz, die nach den trüben Tagen des Novembers wieder ein Licht der Hoffnung in unseren Alltag bringen.

Nehmen Sie sich doch einmal die Zeit für ein gemütliches Kaffeetrinken im Kerzenschein oder für einen Bummel über einen Weihnachtsmarkt! Und nehmen Sie sich jeden Tag mindestens fünf Minuten Zeit für sich selbst - ein Blick aus dem Fenster, ein Bild, ein Gedanke, ein Buch oder ein persönliches Gespräch. Und sie werden es hoffentlich erleben: Mit jeder zu öffnenden Tür unseres Adventskalenders wachsen die Vorfreude und die innere Ruhe. Probieren Sie es doch einmal aus!

Gunnar Urbach, Gartenschau-Pastor