Anwohner parken Autos auf dem Friedrichsgaber Weg. Stadt nennt Nachbarschaftsstreit als Grund für die Sperre

Norderstedt. "Die braven Bürger vom Friedrichsgaber Weg sind heute gar nicht so brav", sagten die Anwohner, die gestern mit einer ungewöhnlichen Aktion ihrem Ärger Luft machten. Sie parkten ihre Fahrzeuge auf dem Friedrichsgaber Weg und provozierten lange Staus Richtung Norden. Die Autofahrer mussten auf der viel befahrenen Nord-Süd-Verbindung warten, bis der Gegenverkehr die Hindernisse passiert hatte.

Anlass des Protestes: Die Stadt hat vor rund 14 Tagen auf mehreren Hundert Metern Poller zwischen dem Fuß- und Radweg auf der östlichen Seite und den Grundstücken aufgestellt. Nun können die Anlieger den wenige Meter breiten Grünstreifen, der der Stadt gehört, nicht mehr nutzen. Bisher haben die Anwohner die Flächen genutzt, damit Besucher ihre Fahrzeuge dort abstellen, wenn auf den Grundstücken kein Platz mehr ist.

"Das ist nicht nur hässlich, sondern unserer Meinung nach auch völlig überflüssig", sagt Sibylle Neumeister. Sie und ihre Nachbarn pflegten die Freiflächen und bepflanzten sie.

Angeblich sollen die Eichen geschützt werden, die auf diesem Streifen wachsen, sagen die Anlieger. "Aber da stellt sich uns die Frage, warum das gerade jetzt geschieht. Schließlich wachsen die Bäume dort schon seit mehr als 25 Jahren, ohne dass es Probleme gab oder das jemanden gestört hat", sagt Lutz Herzog, ebenfalls Anlieger und einer von denen, die gestern Morgen den Verkehrsfluss auf der westlichen Norderstedter Tangente zum Teil erheblich gestört haben.

Es sei ja notfalls noch nachzuvollziehen, dass die Poller die Eichen schützen sollen. Allerdings seien die niedrigen Holzpoller auch vor Flächen in die Erde gerammt worden, auf denen keine Bäume stehen. Völlig unverständlich werde städtisches Handeln, wenn die Verwaltung den Anliegern im gleichen Moment anbiete, sie könnten die Flächen als Parkplätze mieten.

Nachdem die Betroffenen gegen die Maßnahme protestiert hatten, habe die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass sie ihre Autos ja auf der Straße abstellen könnten. "Und das haben wir jetzt gemacht", sagt Sibylle Neumeister, die sich im Namen aller Protest-Teilnehmer bei allen entschuldigen möchte, die im Stau gestanden haben.

Mit einem großen Transparent machten die Anwohner auf den Anlass für ihre Aktion aufmerksam: "Poller weg, und der Verkehr fließt wieder", hatten sie in Rot, Grün und Blau auf den weißen Stoff geschrieben. Passanten bekamen ein Flugblatt in die Hand gedrückt, in dem die Anlieger die Poller als den Tropfen bezeichneten, der das Fass zum Überlaufen bringt. Lärm und Verkehr hätten kontinuierlich zugenommen. Schon jetzt sind rund 24 000 Fahrzeuge am Tag auf dem Straßenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg/Oadby-and-Wigston-Straße unterwegs. Und die Zahl wird steigen, so die Anlieger, wenn die Oadby-and-Wigston-Straße wie geplant nach Norden verlängert wird.

Hoffnung auf Entlastung keimte auf, als es die westliche Umgehung Garstedt bis in den Entwurf für den Flächennutzungsplan geschafft hatte. Doch dann fand das Projekt keine politische Mehrheit. "Dann wurde intensiv um Kreisel oder Ampel an der Ecke Friedrichsgaber Weg/Stettiner Straße gestritten. Doch uns hat niemand gefragt. Auch über die Poller hat niemand mit uns geredet. Das stört uns mindestens genauso wie die Maßnahme an sich", sagt Sibylle Neumeister.

Statt Grünstreifen durch Poller unnötig zu sperren, solle die Stadt lieber eine Ampel oder eine Mittelinsel bauen, fordern die Poller-Kritiker. Dann könnten vor allem ältere Menschen, Familien mit Kindern und Hundebesitzer die Fahrbahn trotz des regen Verkehrs gefahrlos überqueren, um zum Bus zu kommen oder in der Garstedter Feldmark spazieren zu gehen.

Die Stadt schiebt den schwarzen Peter zurück. "Anlass dafür, die Flächen zu bepollern, war Streit unter Nachbarn", sagt Baudezernent Thomas Bosse. Gestritten wurde auch über den Grünstreifen vor den Grundstücken. Die einen wollten weiterhin Autos dort abstellen, die anderen fühlten sich dadurch gestört. Die Stadt habe darauf hin allen angeboten, die Flächen zu mieten. Doch auch dieses Angebot habe zu keiner Einigung geführt. So habe sich die Verwaltung entschlossen, die Auseinandersetzung durch die Poller zu beenden. Zweites Argument für die Sperre sei in der Tat der Baumschutz.

Die gestrige Protestaktion hat die Norderstedter Verwaltung zur Kenntnis genommen, sie bleibt für die Anlieger folgenlos. "Sollten sie aber noch mal auf die Idee kommen, ihre Autos auf der Straße abzustellen, werden wir Halteverbotsschilder aufstellen", sagt Bosse. Das sei nötig, damit der Verkehrsfluss erhalten bleibt.