Bürgermeister Olaf Scholz weihte gestern am Wulksfelder Damm die modernste Biogasanlage Deutschlands ein

Tangstedt. Deutschlands modernste Biogasanlage wurde gestern in Tangstedt in Betrieb genommen. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz eröffnete die Anlage, in der Hamburger Bioabfall aus über 100 000 Tonnen Biotonnen in Biogas verwandelt wird. Bis zu 600 Kubikmeter produziert das Biogas- und Kompostwerk Bützberg am Wulksfelder Damm täglich.

Die neue Biogasanlage der Stadtreinigung Hamburg verarbeitet jährlich bis zu 70 000 Tonnen organische Küchen- und Gartenabfälle zu rund 2,5 Millionen Kubikmeter reinem Biomethan und 35 000 Tonnen Qualitäts-Kompost. Das Biogas- und Kompostwerk Bützberg ist die zurzeit größte Anlage ihrer Art in Norddeutschland und nach Angaben von Stadtreinigungsgeschäftsführer Rüdiger Siechau die modernste in Deutschland.

Bürgermeister Olaf Scholz bezeichnete die neue Anlage als wichtigen Beitrag einer klimagerechten Energieversorgung: "Angesichts des drohenden Klimawandels müssen wir Bioabfälle aus Küche und Garten als regenerative Energiequelle nutzen. Biogas ist eine regenerative Energie, die anders als Wind- und Solarenergie unabhängig vom Wetter, von Jahres- oder Tageszeit zur Verfügung steht und sich zudem gut speichern lässt. Und Mit dieser Form der klimaneutralen Energieerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung tragen wir dazu bei, dass Hamburg seine ehrgeizigen Klimaschutzziele erreichen kann. Mit der neuen Anlage erweitern wir unser Angebot der klimaschonenden Energieversorgung für unsere Hamburger Kunden."

Die organischen Abfälle aus den über 100 000 grünen Biotonnen Hamburgs werden zunächst aus den Biomüll-Sammelfahrzeuge der Stadtreinigung in einer geschlossenen Annahmehalle mit Entlüftungssystem entladen. Ein Radlader transportiert den Bioabfall anschließend auf ein Förderbandsystem. Besondere Sieb-Systeme befreien das organische Material von Fremdstoffen wie Plastikfolien oder Metallen. Gleichzeitig zerkleinert eine Schneckenmühle das Rohmaterial, bis die einzelnen Stücke kleiner als acht Zentimeter sind. Mit diesem aufbereiteten Material werden gasdichte Kammern, die sogenannten Fermenter der Biogasanlage, befüllt. Ein Fermenter ist rund 24 Meter lang, fünf Meter breit und 4,50 Meter hoch, sodass bis zu vier Müllfahrzeuge darin Platz finden könnten. In insgesamt 21 Fermentern darf sich ein Milliardenheer von Methan produzierenden Bakterien drei Wochen lang über den Bioabfall hermachen. Bei 38 Grad und unter Luftabschluss arbeiten diese Mikroben besonders wirkungsvoll.

Um Biomethan in Erdgasqualität zu erzeugen, wird ein aufwendiger Reinigungsprozess in Gang gesetzt. Das geschieht in einer Aufbereitungsanlage, die stündlich bis zu 350 Kubikmeter Biomethan ins Erdgasnetz der Schleswig-Holstein Netz AG einspeist.

Über dieses Gasnetz wird auch Hamburg versorgt: Der Energiegehalt des im Biogas- und Kompostwerk Bützberg erzeugten Biomethans entspricht dem Strombedarf von etwa 10 000 Zwei-Personen-Haushalten. Mit der Jahresproduktion der Tangstedter Biogasanlage können 7800 Tonnen Kohlstoffdioxid (CO2) pro Jahr eingespart werden. Um diese Menge CO2 der Luft zu entziehen, müssen 4000 Fichten 100 Jahre alt werden.

Für Frank May, dem Vorstand der Vattenfall Europe Wärme AG, ist der Bau der Anlage in der Gemeinde Tangstedt ein wichtiger Schritt in eine gesicherte Zukunft: "Mit dieser Form der klimaneutralen Energieerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung tragen wir dazu bei, dass die Hansestadt Hamburg ihre ehrgeizigen Klimaschutzziele tatsächlich erreichen kann."